Werbung

Werbung

Werbung

Gauner mit Charme

Der Roman „Der heilige Eddy“ von Jakob Arjouni

© Die Berliner Literaturkritik, 04.03.09

 

Von Frauke Kaberka

 

ZÜRICH (BLK) – Man muss ihn einfach mögen: Eddy Stein aus Berlin verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Musik und Gaunerei. Mit Intelligenz, viel Charme und einem unglaublichen Spürsinn für Menschen und Situationen sahnt er ausschließlich bei jenen Leuten ab, die's ohnehin im Überfluss haben. Nicht, dass er ein Robin Hood wäre – was er erbeutet, braucht er ausschließlich für sich. Und sein Lebensstil ist nicht der schlechteste. Aber er besitzt auch Anstand – wie sich schon bald zeigen wird. Und deswegen überschreibt Jakob Arjouni seinen neuen Roman mit „Der heilige Eddy“ – was natürlich mächtig übertrieben ist.

 

Es ist ein Husarenstück, wie Eddy den Geschäftsmann Deger – oder Dregerlein aus der Provinz aufs Kreuz legt. Der Leser freut sich diebisch mit dem Titelhelden, dass der Beutezug mit einem „Gesamtverdienst“ von rund 10 000 Euro so gut geklappt hat – bis, ja bis Eddy nach Hause kommt und das Unheil seinen Lauf nimmt. Seinem bewährten Motto „Verhalte dich in deinem Wohnumfeld so unauffällig wie möglich und sei stets freundlich und zuvorkommend“ folgt er nur halb.

 

Zweifellos ist Eddy freundlich zu den beiden Bodyguards, die seltsamerweise den Hauseingang bewachen, doch benimmt er sich nicht wirklich unauffällig. Als er dem Schutzbefohlenen der beiden im Treppenhaus begegnet, scheint ihn seine Intuition vollends im Stich zu lassen. Eddy gerät in eine Situation, in deren Folge ganz Berlin Kopf zu stehen beginnt. Ehe er sich's versieht, spekuliert die Stadt über das Schicksal eines Bratwurst-Millionärs, den Eddy unabsichtlich zu Fall gebracht hat. Normalerweise hätte er keinen Grund zur Besorgnis, denn ihn, Eddy, hat niemand auf der Rechnung. Doch dann taucht die Tochter des Unternehmers auf...

 

Selten war in jüngster Zeit eine Geschichte aus deutschen Landen so herzfrischend und erheiternd. Mit einem sicheren Gespür für Situationskomik schuf Arjouni mit dem „heiligen Eddy“ eine Gestalt, die sich locker neben Paul Newman und Robert Redford in dem Film „Der Clou“ als liebenswerter Ganove bewähren würde. Oder an eine Billy – Wilder – Komödie erinnert, wie der herausgebende Diogenes Verlag in seinem Klappentext bemerkt. Tatsächlich ist der Roman genau das richtige Mittel gegen die rezessionsbedingte schlechte Stimmung – Eddys unheilige Wege zum Wohlstand natürlich ausgeschlossen.

Literaturangaben:
ARJOUNI, JAKOB: Der heilige Eddy. Diogenes, Zürich 2009. 246S., 18,90 Euro.

Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: