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Geiseldrama für Anspruchsvolle

Arne Dahls „Totenmesse“

© Die Berliner Literaturkritik, 28.04.09

 

Unter seinem Geburtsnamen Jan Arnald hat Arne Dahl bei der Schwedischen Akademie gearbeitet und als promovierter Literaturwissenschaftler eine avantgardistische Kulturzeitschrift herausgegeben. Deshalb gehören seine Krimis rund um die A-Gruppe, der „Spezialeinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter bei der Reichskriminalpolizei“ zu den anspruchsvollsten überhaupt.

„Totenmesse“, der siebte Band der Reihe, macht da keine Ausnahme: Gespickt mit vielen Andeutungen, vertrackt in der Handlung und von grundsätzlichem Anspruch führt die neue Story weit in die Zeit des Kalten Krieges zurück. Und sie stellt existenzielle Fragen, wie die nach dem Sinn von Kriegen.

Dabei beginnt die Geschichte ganz gewöhnlich: Die A-Gruppe wird zu einem Banküberfall mit Geiselnahme gerufen. Schnell wird klar, dass auch Cilla, die Ex-Frau des Top-Polizisten Paul Hjelm unter den Geiseln ist. Und wenig später wird den cleveren Ermittlern auch klar, dass dies kein gewöhnlicher Coup ist. Die beiden Gangster verschwinden kurz nach der Festnahme spurlos, und das Dynamit an den Wänden der Bank entpuppt sich als Attrape. Allmählich stößt das A-Team auf den Hintergrund des Überfalls, der in das eingekesselte Stalingrad in den Kriegsjahren 1941/42 führt. Und der so klassisch begonnene Krimi wandelt sich zum veritablen Spionagethriller.

Wie immer bei Dahl spielen die privaten Verwicklungen der Teammitglieder eine große Rolle: Paul ergeht sich in Melancholie in Erinnerung an seine gescheiterte Ehe. Teamchefin Kerstin Holm sehnt sich nach Liebe, und die graue Eminenz der Truppe, der mittlerweile pensionierte Jan-Olov Hultin, den man als Berater hinzugezogen hat, nach seiner Sauna.

Beseelt von dem Ehrgeiz, „so viel wie möglich von der ‚richtigen Literatur’ in der Krimistruktur unterzubringen“, bemüht sich Dahl um einen anspruchsvollen Sprachstil. Das liest sich an manchen Stellen auch so: bemüht. Der düstere, nach Meinung eines Kritikers des Hessischen Rundfunks sogar „apokalyptische“ Grundton, der in den Sätzen und Gedanken seiner Protagonisten stets mitschwingt, transportiert seine Botschaft von der Schlechtigkeit der Welt ebenso wie die Geschichte selbst.

Von Susanna Gilbert-Sättele

Literaturangaben:
DAHL, ARNE: Totenmesse. Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt. Piper Verlag, München 2009. 416 S., 19,95 €.

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