BAD HOMBURG (BLK) - Der österreichische Schriftsteller und Kabarettist Georg Kreisler ist am Sonntag (6.6.) in Bad Homburg (Hessen) für sein Lebenswerk mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet worden. „Er wird bald 88 Jahre alt und hat kaum nennenswerte Preise bekommen“, sagte die Schriftstellerin Eva Menasse in ihrer Laudatio. Das liege an seiner „Erfolgsvermeidungsstrategie“. „Wenn ein Erfolg lauerte, sattelte er blitzschnell um.“ Sie bezeichnete den in Salzburg lebenden Kreisler als „einen stolzen Perfektionisten“. Er sei trotz seiner zum Teil komischen Texte kein lustiger, sondern ein tieftrauriger Künstler. Seine Waffe sei die Sprache.
Der Friedrich-Hölderlin Preis ist mit 20.000 € dotiert und wird seit 1983 jährlich verliehen. Zu den Preisträgern gehören Judith Hermann, Marcel Reich-Ranicki und Martin Walser.
Kreisler wurde im Juli 1922 in Wien geboren, 1938 emigrierte er mit seinen Eltern in die USA. „Hölderlin hatte im Gegensatz zu mir immer etwas zu essen und einen Schlafplatz“, meinte der Preisträger in seiner Dankesrede, in der er auch den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bedachte. „Es besteht die Gefahr, dass man Leute wie ihn ernst nimmt“, sagte er über den Kritiker, der zeitgleich in Frankfurt mit der Ludwig-Börne-Ehrenmedaille ausgezeichnet wurde.
Der 87-jährige Kreisler hat Romane, Essays, Kurzgeschichten, Lieder und Opern veröffentlicht, er trat auch als Kabarettist auf. In diesem Frühjahr erschien sein Gedichtband „Zufällig in San Francisco“. „Seit Jahrzehnten bestechen sein wissender Spott, sein scharfer Blick auf die Zeit, sein satirisches Vermögen, sein melancholischer Esprit“, hieß es in der Begründung der Jury.
Den mit 7500 Euro dotierten Förderpreis erhielt die Kronberger Schriftstellerin Eva Baronsky für ihren Debüt-Roman „Herr Mozart wacht auf“. Die Jury lobte ihre „Sachkenntnis, die geschickte Figurencharakteristik und den subtilen Witz“. (dpa/ton)
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