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Geschäft mit der Angst: Bücher zu Folgen der Krise

Krisenbücher boomen auf der Buchmesse

© Die Berliner Literaturkritik, 19.10.09

Von Karolin Köcher

FRANKFURT/MAIN (BLK) - Noch sitzt der Schock nach dem Ausbruch der Wirtschaftskrise vielen in den Knochen. Auch wenn das Schlimmste überwunden scheint, es bleiben viele Fragen - und vor allem viele Ängste. Bücher über Arbeitslosigkeit, Karrierewege in Zeiten der Krise, Armut und Hartz IV finden sich massenweise auf der Frankfurter Buchmesse. „Für uns ist die Krise noch längst nicht durch“, sagte Verena Reill vom FinanzBuch Verlag am Donnerstag (15.10.). Zwar werden Bücher über die Auslöser der Krise noch immer nachgefragt, zunehmend aber werden auch die Folgewirkungen thematisiert. Reill: „So viel Aufmerksamkeit war selten“.

Die Buchbranche selbst hat die Krise weitgehend unbeschadet überwunden, nicht nur bei Fachverlagen lieferten Crash-Titel einen wachsenden Anteil am Umsatz. Allerdings hatte die Krise kaum jemand der Autoren vorausgesehen. Schnell wurden Druckerpressen gestoppt, Titel aktualisiert, um Krisenkapitel ergänzt. „Ich habe das Ausmaß der Krise gewaltig unterschätzt“, gesteht Starinvestor George Sorros in seinem 2009 aktualisiertem Buch „Die Analyse der Finanzkrise“ (FinanzBuch Verlag).

Hatten noch im Frühjahr Crash-Titel Managementratgeber verdrängt, so sind jetzt vermehrt Ratgeber zum Leben nach der Krise gefragt. Die Zeiten werden härter: „Ausgekuschelt“ meint Autor Roland Jäger und ruft ein Ende der Schonzeit für Chefs und Mitarbeiter aus. Für Vorgesetzte erscheint „Die faire Kündigung“ von Charles Meyer und für betroffene Mitarbeiter „Die clevere Suche nach dem besseren Job“ von Dieter L. Schmilch (alle drei Bücher Orell Füssli Verlag). In „Schmerzfrei Sparen“ gibt Oliver Mest 222 Tipps um preiswert und trotzdem gut zu leben (Campus).

Bei Eichborn erscheint Svenja Hofert mit dem „Karrieremacherbuch“ - Erfolgreich in der Jobwelt der Zukunft. Caroline Kraft vom Econ Verlag kündigt für das kommende Frühjahr zwei weitere Krisenfolge- Titel an: „Wohlstand ohne Wachstum“ von Meinhard Miegel und „Ruin auf Bestellung“ - Andree Wernicke wirft einen kritischen Blick auf Insolvenzverwalter und meint vor dem Hintergrund einer vermutlich steigenden Zahl von Firmenpleiten: Viele Unternehmen könnten gerettet werden, wenn es die entsprechende Gesetze und Regeln geben würde.

Als einer der wenigen warnte Max Otte in seinem Buch „Der Crash kommt“ (Econ) schon sehr früh vor einem Kollaps der Weltfinanzmärkte. Der Verlag freut sich über inzwischen mehr als 400.000 verkaufte Exemplare. Ottes nächstes Buch „Der Informationscrash“ erscheint am 30. Oktober. „Der Kollaps der Finanzmärkte war vor allem ein Informationscrash, ausgelöst durch Finanzprodukte, deren Risiken systematisch verschleiert wurden“, meint Otte.

Nadine Oberhuber verrät in „Kassensturz“ (Frankfurter Allgemeine Buch) wie aus weniger wieder mehr wird (Gute Tipps für harte Zeiten), Lisa Nienhaus sagt in „Die Blindgänger“ (Campus) warum die Ökonomen wohl auch künftige Krisen nicht erkennen werden und Stephan Kosch (Rotbuch) begibt sich in „Expeditionen im Krisengebiet“ auf die Suche nach der neuen Wirtschaft. Günter Hannich warnt in „Die kommende Euro-Katastrophe“ schon vor dem nächsten Desaster. Auch Bücher über Inflation oder einer neuen grünen Moral in der Wirtschaft finden sich auf der Messe zuhauf.

Einen besonderen Trend hat der FinanzBuch Verlag ausgemacht: „Bücher über knallhartes Trading laufen zurzeit wahnsinnig gut“ sagt Sprecherin Verena Reill. Die „Hardcore-Trading“-Titel würden nicht nur von Finanzprofis gekauft. Offenbar haben durch die Beschäftigung mit den Hintergründen der Krise viele die Berührungsängste zum Börsenhandel verloren. Titelbeispiel von Autor Thomas Vittner: „Das Trader Coaching. So werden Sie zum Gewinner“.

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