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Giorgio Vasari - der Vater der Kunstgeschichte

Eine exzellente Monografie von Gerd Blum

© Die Berliner Literaturkritik, 10.08.11

Gerd Blum: „Giorgio Vasari – Der Erfinder der Renaissance“ Verlag C. H. Beck, 24,95 €. ISBN 978-3-406-61455-2.

Von Günter Nawe

Giorgio Vasari wurde vor 500 Jahren in Arezzo geboren. Das allein wäre kaum erwähnenswert, wäre dieser Giorgio Vasari nicht der „Erfinder der Renaissance“, würde er nicht gern und zu Recht als Vater der Kunstgeschichte bezeichnet und hätte er nicht ein so großartiges Werk hinterlassen: als Architekt, Maler und Schriftsteller, der nahezu allen großen Künstlern seiner Zeit eine Biografie gewidmet hat.

Über diesen Giorgio Vasari hat der Münsteraner Gerd Blum eine in jeder Hinsicht herausragende Monografie geschrieben. Ein Buch, das auf mehrfache Weise begeistert und überzeugt.

Blum schildert sehr kenntnisreich den Lebensweg des außergewöhnlichen Künstlers, der seine Herkunft selbst so sah: „Um also mit meinen Anfängen zu beginnen, so meine ich schon genug vom Ursprung meiner Familie, von meiner Geburt und meiner Kindheit gesprochen zu haben und davon, wie ich von meinem Vater Antonio mit allem Wohlwollen auf den Pfad der Tugenden und insbesondere des Zeichnens geleitet wurde, dem er mich sehr zugeneigt sah.“ So Vasari in seiner Autobiografie „Beschreibung der Werke Giorgio Vasari, Maler und Architekt aus Arezzo“.

Gerd Blum erzählt von der Kindheit und der Jugend Vasaris, geboren am 30. Juli 1511 in Arezzo, verfolgt dann den weiteren Lebensweg – anfangs als Wanderkünstler, man könnte die Zeit auch als Lehrjahre bezeichnen, in denen er von mehr oder minder zufälligen Aufträgen leben musste. Er erlebte die aufregenden Zeiten des Sacco di Roma im Jahre 1527, eine Art Wendepunkt in seiner jungen Karriere. Er lernte die große Kollegen seiner Zeit kennen, machte sich selbst einen Namen und wurde zuletzt ein erfolgreicher Unternehmer in eigener Sache und ein hoch bezahlter Hofkünstler am Hofe Cosimo I. de’Medici in Florenz., wo er am 27. Juni 1574 starb.

Das Leben und die Kunst – und wie sie einander bedingen. Gerd Blum zeigt, wie Giorgio Vasari zum „Erfinder der Renaissance“ wurde, die er als eine aus dem Geist des Mittelalters entstandene Epoche sieht, für die Vasari eine Art Gesamtdeutung gegeben hat. Dies einerseits durch seine Werke: wunderschöne Bilder, die phänomenale Architektur der Uffizien in Florenz zum Beispiel und andere Werke der Architektur und der bildenden Künste, die er „als Produkte einer einzigen ‚Kunst’, der Kunst des disegno deutete.

Nicht zuletzt aber war Giorgio Vasari der erste Kunsthistoriker und Kunstkriker. Mit seinen Büchern „Le Vite de’ più eccellenti architetti, pittori, et scultori italiani, da Cimabue infino a’ tempi nostri: descritte in lingua toscana da Giorgio Vasari, pittore arentino….“ hat Vasari Kunstgeschichte geschrieben. Hinter diesem Titel verbergen sich 108 Lebensbeschreibungen großer und bedeutender Künstler seiner Zeit – wie Michelangelo und Raffael, Brunelleschi und Giotto und viele andere.

Kommen wir zurück auf das Buch von Gerd Blum. Nicht nur hat der Wissenschaftler auf blendende Weise Leben und Werk des Giorgio Vasari beschrieben. Er hat diesen Ausnahmekünstler auch in den philosophischen, religiösen und kulturellen Kontext seiner Zeit gestellt, die Verbindungen zu Mittelalter und Humanismus aufgezeigt und so eine faszinierende Gesamtschau der Zeit der Renaissance gegeben.

In seinem Vorwort schreibt Blum: „Doch ein Buch, das eine konzise Einführung in Leben und Werk Vasaris bietet, gibt es bislang überraschenderweise noch nicht“. Jetzt gibt es dieses Buch, das – Originalton Blum – „eine thesengeleitete Übersicht über die Breite der Begabungen und Tätigkeiten …“ Vasaris zeigt.

Gerd Blum, der als Professor für Kunstgeschichte und Kunstwissenschaften an der Kunstakademie Münster arbeitet, ist es zudem gelungen, auch sehr komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen. Und das in einem lebendigen, anschaulichen Stil. Der Autor erweist sich als Schriftsteller von Rang. Sein Buch ist eine Kunstgeschichte auf hohem literarischem Niveau. So macht dieses Buch Lust auf mehr – auf die Betrachtung der Werke Giorgio Vasaris im Lichte der Blum’schen Deutung und auf die Lektüre der großen Biografien des Kunstwissenschaftlers und brillanten Schriftstellers Giorgio Vasari.


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