Von Annett Klimpel
HAMBURG (BLK) – Ob sich jemals jemand die Mühe gemacht hat, alle Ratgeber zum Thema „Glück“ zu zählen? Es dürften eine Menge sein. Nun gibt es noch ein Buch zum Thema: „Glück kommt selten allein ...“. Geschrieben hat es Eckart von Hirschhausen, einst Mediziner in einer Klinik, mittlerweile vor allem als Comedian unterwegs. Sein Buch „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ war mit mehr als einer Million verkauften Exemplaren ein Bestseller. Sein neues Werk wird wohl auch einer werden – Das Sachbuch sauste sofort auf Platz eins der Bestsellerlisten von „Spiegel“ und „Focus“.
„Glück kommt selten allein ...“ ist kein klassischer Ratgeber. Das wird schon klar, wenn man flüchtig durch die Seiten blättert. Da gibt es bunte Bastelbögen, eine Menge Fotos wie aus dem privaten Album – und sogar Aufkleber sind dem Buch beigelegt. „Dieses Buch ist zum Ausprobieren“, schreibt Hirschhausen. „Lauter Glückspröbchen. Ein Gute-Laune-Lesebuch, was nicht automatisch gute Laune verspricht, aber Ihnen viele scheinbar gerechtfertigte Gründe für schlechte Laune nimmt.“
Hirschhausen erzählt von einer Studie, bei der Studenten zu ihrer Zufriedenheit mit ihrem Leben befragt wurden. Der Hälfte von ihnen wurde zuvor ein Zehn-Cent-Stück auf den Weg gelegt. Diejenigen, die eine Münze gefunden hatten, hätten ihr gesamtes früheres Leben positiver beurteilt, schreibt Hirschhausen. Das zeige, von welch kleinen Dingen das Glücksempfinden schon beeinflusst werde.
Neue Rezepte für das Glück hat auch Hirschhausen nicht zu bieten. Familie schätzen, ärgerliche Sachen nicht zu ernst nehmen, auf die kleinen schönen Dinge des Lebens achten, statt auf das große Glück zu warten. Und: „Gute Freunde sind das Wichtigste für ein gutes Leben. Es hat noch nie jemand am Ende seiner Tage gesagt: Ich hätte mehr Zeit im Büro verbringen sollen. Alle sind sich, wenn es hart auf hart kommt, einig: Was zählt, sind die Beziehungen, die Menschen, die Herzen.“
Hirschhausens Feststellungen sind eindeutig: „Mal bist du die Taube, mal bist du das Denkmal. Glück kommt und geht. Unglück auch.“ Auf einer Bühne gäbe es dafür bestimmt spontanes Gelächter. In einem Buch wirken derlei Sätze manchmal eher platt. So wie der Absatz darüber, warum Männer in der Nase bohren. Oder die These: „Wir Deutschen sind deshalb so besonders, weil wir ein eigenes Hirnteil besitzen. Nicht nur den Stirnlappen, der plant, und den Seitenlappen, der vernetzt. Wir Deutschen haben auch noch den Jammerlappen, der verhindert.“
Bei den vielen eingefügten Bildern und Bögen geht ein nettes Detail fast unter: Am rechten Seitenrand hockt jeweils ein kleiner Pinguin. Alle Seiten zusammen bilden ein Daumenkino: Der Pinguin, hüpft, flattert, verharrt grübelnd – und springt schließlich ins Wasser und saust davon. Eingefügt sind außerdem immer wieder Seiten mit Zitaten von Menschen, die nach ihrem letzten Glücksmoment gefragt wurden. Die Antworten reichen von der Freude über den letzten Kaffeefilter bis zum Klobesuch nach vier Stunden Ballonfahrt.
Alles in allem ist „Glück kommt selten allein ...“ eine sehr leichte, durchaus amüsante Lektüre, die sicher viele Fans finden wird. Der ein oder andere Witz hat allerdings schon einen gewaltig langen Bart. Und wer nobelpreisverdächtige Erkenntnisse sucht, sollte sich ein anderes Buch suchen. Aber als wissenschaftliches Sachbuch will Hirschhausen sein fröhlich buntes Werk ja auch gar nicht verstanden wissen. (phi)
Literaturangaben:
VON HIRSCHHAUSEN, ECKART: Glück kommt selten allein ... Rowohlt Verlag, Reinbek 2009. 384S., 18,90 €.
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