WURZEN (BLK) – Zum 125. Geburtstag des Dichters Joachim Ringelnatz (1883-1934) ist das Museum seiner sächsischen Geburtsstadt Wurzen um einige Original-Erinnerungsstücke reicher geworden. Der Sohn der Schwägerin von Ringelnatz überließ der Sammlung am Donnerstag (7. August 2008) drei Postkarten und einen goldenen Ring seines berühmten Verwandten, wie Bettina Kretzschmar vom Kulturbetrieb Wurzen sagte. Das Museum beherbergt eine Ringelnatz-Sammlung, zu der auch ein Seesack sowie ein kleiner Zettel mit der Aufforderung „Bitte 8.30 Uhr wecken“ samt Skizze gehören. Ringelnatz war am 7. August 1883 in der Stadt nahe Leipzig unter dem bürgerlichem Namen Hans Bötticher zur Welt gekommen.
„Die Postkarten, die Ringelnatz teils zusammen mit seiner Frau an seine Schwägerin geschrieben hat, zeugen von einem innigen verwandtschaftlichen Verhältnis“, sagte Kretzschmar. Der Dichter hatte seine Frau liebevoll „Muschelkalk“ und deren Schwester „Schneehase“ genannt. Die Postkarten und den Ring hat das Museum als Dauerleihgabe bekommen.
Der Geburtstag ist in Wurzen mit einer Reihe von Aktivitäten gefeiert worden. Für einen Tag gab es im Museum ein Sonderpostamt, das eine von der Post neu herausgegebene Briefmarke mit dem Konterfei des Künstlers und einen dazu passenden Sonderstempel bot. Zudem wurde ein für 28.000 Euro geschaffener Ringelnatz-Lehrpfad durch die Stadt eröffnet. Auch im Internet wurde der Dichter, Kabarettist, Schriftsteller und Maler am Donnerstag gewürdigt: Die Suchmaschine Google gestalte auf der Startseite ein „o“ in ihrem Namen als Ringelnatz-Kopf. An diesem Samstag wollen die Wurzener noch einmal feiern; bei einem „Geburtstags-Schwoof mit Ringelnatz“ im Stil der Goldenen Zwanziger samt Musik und Theater.
Ironische Alltagsverse, Seemannstiraden und zynische Reime über die Regierung machten den in Berlin gestorbenen Dichter berühmt. Die Paraderolle des kleinen, etwas kurzsichtigen Mannes war die des Leichtmatrosen „Kuttel Daddeldu“. (dpa/vol)
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