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Gruselroman für junge Leser

Carlos Ruiz Zafóns „Der Fürst des Nebels“ nun auch auf Deutsch

© Die Berliner Literaturkritik, 22.03.10

Von Frauke Kaberka

Dieser Nebel verheißt nichts Gutes. Undurchdringlich und unheilverkündend breitet er sich in dem kleinen Fischerdorf aus, in dem die Familie des Uhrmachers Maximilian Carver gerade ein neues Domizil gefunden hat. Und immer dann, wenn vor ihm die feuchten Schwaden aus dem Nichts auftauchen, entdeckt der 13-jährige Sohn Max etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt - so den Skulpturengarten in der Nähe seines Hauses. Was birgt diese als Stern geordnete Formation für ein Geheimnis? Wieso verändert der steinerne Clown als zentrale Figur seine Haltung? Was hat er mit dem Nebel zu tun?

Der Titel des Buches verrät es: „Der Fürst des Nebels“ treibt sein Unwesen, und alle drei Kinder der Familie Carver werden davon betroffen sein. Auf 270 spannenden Seiten ist zu lesen, wie der spanische Erfolgsautor Carlos Ruiz Zafón seine Romanhelden in lebensbedrohliche Situationen geraten lässt. „Der Fürst des Nebels“ ist Zafóns allererster Roman aus dem Jahr 1993, aber erst jetzt in deutscher Sprache zu haben. Und er ist - genau wie der im letzten Jahr erfolgreich verlegte Gruselroman „Der dunkle Wächter“ - für Jugendliche angelegt. Doch auch Erwachsene werden ihn mögen.

Die Zutaten für die Abenteuergeschichte sind klassisch: ein verschlafener Ort und schroffe Felsen an irgendeiner Küste, ein untergegangener Frachter, der 25 Jahre nach dem Unglück wieder auftaucht, ein sagenumwobenes Haus, in dem es spukt, seltsame Tiere, Uhren, die rückwärts gehen, und natürlich der geheimnisvolle Nebel, der Vorbote des Bösen...

Der Zuschnitt auf ein junges Publikum ist deutlich spürbar, in Sprache, Form und Inhalt: einfache Konstruktion und Aussage, klare Trennung zwischen Gut und Böse. Nicht zu vergleichen mit Zafóns späteren Welterfolgen „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“, die durch außergewöhnlich starke Ausdruckskraft, Lebensphilosophie und eigenwillige Komposition brillieren. An Spannung aber steht auch „Der Fürst des Nebels“ den anderen Romanen nicht nach. Gruselig-schön, ein wenig traurig und nachdenklich macht die Lektüre, in der es um Versprechen geht, die sich letztlich als Pakt mit dem Teufel entpuppen.

Nur einer kennt das Geheimnis um den Fürsten des Nebels. Das ist der alte Leuchtturmwärter, der einst scheinbar als Einziger ein Schiffsunglück vor der Steilküste überlebte. Nun beobachtet er, so gut es geht, den Dämonen, um das Unheil von seinem Enkel Roland und dessen neuen Freunden, den Carver-Sprösslingen, abzuhalten. Letztendlich aber ist er machtlos. Und deshalb versucht er, die Kinder in Unwissenheit zu belassen. Doch die Spuren des Übernatürlichen sind zu deutlich, die Attacken gegen Roland, Max und seine Schwestern zu konkret, um sie noch herauszuhalten. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Nicht alles ist stimmig in dem frühen Werk, und manche Figuren wären ausbaufähig. Auch die Quintessenz wirft zumindest eine Frage auf: Muss man wirklich ein Versprechen halten, das nur dem Bösen dient? Offensichtlich vertraut Zafón darauf, dass der jugendliche Leser allein die richtigen Schlüsse zieht. Immerhin ist diese Aussage eindeutig: Auch im Nebel des Grauens, in dem eine tödliche Macht alles Gute zu zerstören scheint, können Mut, Freundschaft und Liebe gedeihen.

 

Literaturangabe: ZAFÒN, CARLOS RUIZ: Der Fürst des Nebels. Übersetzt aus dem Spanischen. S. Fischer, Frankfurt am Main 2010. 270 S., 16,95 €.

 

Weblink: S. Fischer

 

 

 


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