MÜNCHEN(BLK) –Kim Fishers und Martina Conradts gemeinsames Buch „Schöne Bescherung“ ist am 2. November im Goldmann Verlag erschienen.
Klappentext: Gönnen Sie sich und Ihren Lieben Entspannung pur zum Fest: Free Weihnachten! Weihnachten - kaum ein Wort verbinden die Menschen mit einer so großen Erwartung: Alles muss perfekt sein: Die Welt heile, das Essen lecker, die Liebsten in bester Stimmung und gleicher Meinung. Der Schnee soll rieseln und die Sterne funkeln. Kurzum: Das kann nicht klappen. „Schöne Bescherung“ erzählt von Preziosen, die in der Gosse landen, vom Ehestreit des jung verheirateten Paars unterm Tannenbaum mit anschließender Versöhnung, der 1.478sten Geschenkverpackung der Parfumverkäuferin, Omas letztem Weihnachtswunsch, der ansonsten so perfekten Hausfrau, die an Heiligabend in ein Wellnesshotel flüchtet, und vielen weiteren Weihnachtsfesten, die alles das nicht sind, was wir erwarten - aber trotzdem wunderschön. Dieses Buch befreit vom Druck und von den Erwartungen. Es macht wieder Lust auf Weihnachten. Gönnen wir uns und unseren Lieben Entspannung pur zum Fest.
Kim Fisher, deren bürgerlicher Name Kerstin Poetke ist, wurde 1969 in Berlin geboren. Sie ist eine deutsche Sängerin und Fernsehmoderatorin. Mit ihrem Buch „90 Tage auf Bewährung. Die ersten drei Monate einer neuen Liebe oder Die stressigste Zeit im Leben einer Frau“ landete sie einen Spiegel-Bestseller. Sie lebt in Berlin.
Martina Conradt lebt als freie Journalistin, Moderatorin und PR-Beraterin zusammen mit ihrer Tochter in Berlin. (wer)
Leseprobe:
©Goldmann Verlag©
1. Advent
Bettina, dreiundvierzig
Bist du schon in Stimmung?
Sie geben sich alle ganz viel Mühe: Schon im September weiß ich zuversichtlich, dass auch dieses Jahr Weihnachten kommt. Kleine rote Männer aus Schokolade saluieren fröhlich in Supermarktregalen, Kisten mit Lebkuchenherzen durchkreuzen mutwillig meinen Diät-Plan, und Marzipankugeln rollen sich mir in den Weg. By the way: Zu dieser Zeit trage ich gewöhnlich noch Flip-Flops. Nein, ich bin noch nicht in Stimmung. Und wenn ich mir die Kassiererinnen genauer anschaue, kann mir hier keiner erklären, dass selbst diese Top-Frontfrauen und im Weihnachtsrausch-Nahkampf geschulten Fachverkäuferinnen schon einen gewissen Weihnachtszauber spüren. Nö. Hier zahlt noch keiner in Zimtsternen.
So warte ich wochenlang sehnsuchtsvoll auf den ersten Schneesturm. Den ganzen Oktober, den ganzen November. Kulinarisch bin ich allerdings schon voll dabei -ein Kilo pro Monat schaffe ich locker mit den saisonalen Verlockungen. Das Zunehmen wird noch erleichtert durch Weihnachtsfeiern, Jahresendessen und unzählige Weihnachtsmärkte, die neuerdings dankenswerterweise schon Ende Oktober ihre Pforten öffnen. Nur mit dem gewissen Gefühl klappt's nicht so richtig.
Dabei bin ich bereit, mir Mühe zu geben. Jeden Tag. Morgens und abends. Ich schalte in dieser Jahreszeit auch die Werbung nicht ab. Ab November zähle ich leicht genervt: Pro Werbeinsel wiehern vierzehn Rentiere, wackeln sechsundneunzig goldene Glöckchen, trinken drei Weihnachtsmänner circa eineinhalb Liter Kaffee, und hundertdreizehn Menschen sind besonders lieb zu einander. Die Schleifchen, Tannenzapfen und goldhaarigen Engelchen noch gar nicht mitgezählt. Sogar für den Kunstschnee kann ich mich vorübergehend erwärmen. Ich fange an, Gedichte zu lernen, zünde abends goldene Kerzen an, trinke Tee mit Zimtaroma und warte. Ach, richtig, die Räucherstäbchen mit dem Weihnachtsduft fehlen noch in der Aufzählung. Dann klappt's ja bestimmt. So. Und? Nichts! Merkwürdig. Jetzt sollte ich doch nun wirklich in Stimmung kommen. Das macht mich schwermütig. Alle reden davon, tun so als ob, erwarten es von einem - und ich? Ich spüre es nicht. Ich spüre nichts! Im Gegenteil. Mir ist so unweihnachtlich wie beim Tiefseetauchen in der Karibik. Nicht dass ich das machen würde, aber so stelle ich es mir vor.
Es ist doch eigentlich unverantwortlich von der Werbe-, Film-, Schokoladen- und Geschenkeindustrie. Keiner weiß, wie ich mich fühle, wenn ich einfach nicht in die Stimmung komme, in der sich ja angeblich alle, alle, alle anderen auf dieser Welt bereits befinden. Bin ich eine Außenseiterin? Eine Hoffnungslose? Eine Verlorene? Ich könnte jetzt in heftige Depressionen fall en. Warum habe nur ich noch nie die Silhouette des Weihnachtsmannschlittens am Horizont gesehen? Ach so, klar. Der kommt ja auch nur in Gegenden, wo mindestens ein Kamin für ihn zugänglich ist. Eine Eineinhalbzimmerwohnung im Hinterhaus ist ihm wohl nicht fein genug.
Worüber sollte er sich auch mit mir allein unterhalten? Nee, hier kommen keine ordentlich angezogenen Kinderlein mit Wunschzettelchen in kleinen Händchen aus ihren Zimmerchen gefegt. und mein Kaffee heißt schon lange Latte macchiato. So etwas trinkt ein traditionsbewusster Weihnachtsmann nicht. Weiß ich aus dem Fernsehen. Danke, liebe blöde, getühlsduselige, unnötig romantische und vor Glück nicht auszuhaltende Werbung! So kann man doch nicht in Stimmung kommen. Umziehen, heiraten, Kinder kriegen - ist das der Plan? Blödsinn. So kriegt ihr mich auch nicht.
©Goldmann Verlag©
Literaturangabe:
FISHER, KIM/CONRADT, MARTINA: Schöne Bescherung. Das kleine Buch der Weihnachtskatastrophen. Goldmann Verlag, München 2009. 256 S., 16,95 €.
Weblink: