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Harry Rowohlt liest „Pu der Bär“

Synchronizität goes Hörbuch – der Sprecher spricht sich selbst

© Die Berliner Literaturkritik, 07.04.10

Marco Gerhards

Bären können angeblich nicht sprechen, aber das hier vorliegende Hörbuch muss dieser naturwissenschaftlichen Behauptung aufs Dringlichste widersprechen. Erstens, können sie das in literarischer Form ja schon immer (und alle anderen Tiere auch, siehe unter anderem Orwell), trefflichstes Beispiel für heute ist Pu der Bär, der Held dieser CDs. Und zweitens, und das ist vielleicht das wirklich Erstaunliche, hat Kein & Aber Verlag, die sich für die Umsetzung dieses Werkes verantwortlich zeigen, einen leibhaftigen Bärensprecher als Pu akkreditiert. O, mag manch einer denken, die haben wirklich einen Bären vors Mikrofon bekommen? Jawohl, er trägt den Namen Harry Rowohlt und seine sonore Bärenstimme ist Pu auf den Pelz geschneidert. Passender faucht und brüllt es nie mehr.

Das geborene Hamburger Sprechwunder Harry Rowohlt spielt ab und an auch einen Penner in der Fernsehserie Lindenstraße, was soviel bedeutet wie, dass sich hier jemand für nichts zu schade ist und Rollen aller Couleur übernehmen kann. Eine seiner begnadetsten ist die des Bären Pu, für die er schon vor zehn Jahren mehrfach ausgezeichnet worden ist, es war dies die Geburtsstunde der Neuvertonung dieses Kinderklassikers. Da der tapsige Dummbär, so die Bezeichnung des Autors über seinen Helden selbst, aber dieses Jahr neunzigsten Geburtstag feiert, darf das ganze Spektakel in einer schicken Box neu aufgelegt werden. Mit sechs CDs, randvoll mit liebevollen Geschichten, mit wundervoll gestaltetem Layout und Booklet und einem kleinen Poster, das sich im Kinderzimmer mehr als gut machen wird.

So wird das Ganze zu einer Rund-um-glücklich-Feier, bei der natürlich neben Rowohlt alias Pu auch die ganzen bekannten Freunde mit dabei sein dürfen: Ferkel, Kaninchen, I-Ah, Tieger, Eule, Känga und Klein Ruh gehören zum Rudel der Imagination ihres Erschaffers Alan Alexander Milne. Jener in London geborene Erfinder des Hundertzwanzigmorgenwaldes und seiner Helden (oder Antihelden, je nach Betrachtung) war eigentlich studierter Mathematiker, bevor er sich als freier Journalist, Redakteur und Autor selbstständig machte. Als 1920 sein Sohn Christopher Robin zur Welt kam, erfand er für ihn diese Gutenachtgeschichten, die heutzutage die ganze Welt kennt oder sagen wir besser kennen sollte. Denn in Zeiten scharf würziger Mangas und endlos flimmernder Computerbildschirme sind solcherart Geschichten fast schon ein Anachronismus.

Damit dies nicht so bleibt, sei diese Box jedem ans Herz gelegt, der auch schon an der Zauberclique von Oz oder Miss Alice und ihrem Wunderland seine Freude gehabt hat. Da ist es gleich, ob es sich dabei um Pu oder Pooh (Originalname) handelt. Übersetzt hat die Geschichten übrigens ein Mann, den die Menschen Bär oder Pu nennen. Dreimal dürfen Sie raten, um wen es sich handelt! Harry Rowohlt, der sogar in der „Zeit“ eine Kolumne mit dem Titel „Poohs Corner“ schreibt und den Sie unbedingt auch verbal kennen lernen sollten.

Natürlich kann man diese unterhaltsamen Kurzgeschichten Kindern auf langen Autofahrten oder zum Einschlafen im CD-Player präsentieren. Man darf sich aber nur nicht wundern, wenn man im Kreisverkehr eine Stunde sinnlos herumfährt, nur um im Auto zu bleiben oder gleich im Kinderzimmer mit einschlafen will. Es hat eben seinen Reiz und der ist altersunabhängig.

 

Literaturangabe:

A.A.MILNE: Pu der Bär. Aus dem Englischen übersetzt und vorgelesen von Harry Rowohlt gelesen von Harry Rowohlt. Kein & Aber Verlag, Zürich. 6 CDs, 19,90 €.

 

 

Weblink: Kein & Aber

 

 


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