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„Hartzen“ zum Jugendwort 2009 gekürt

Kritik an Langenscheidt Verlag München

© Die Berliner Literaturkritik, 01.12.09

MÜNCHEN (BLK) - Für manche ist es eine witzige Sprach-Aktion, für andere ein peinliches Anbiedern an Jugendliche: Ein Jury unter Federführung des Langenscheidt Verlags in München hat des Jugendwort 2009 gekürt - das Rennen machte „hartzen“ für gammeln, rumhängen oder arbeitslos sein. Auf Platz 2 kam „bam“ für cool, wie der Verlag am Dienstag (1.12.) in München mitteilte. Auf Platz 3 kam der „Bankster“ (aus Banker und Gangster) für einen Bankangestellten, der in der Finanzkrise spekulative Geschäfte macht.

Doch es gibt auch Kritik an der intransparenten Auswahl: Im Forum der Internetseite „jugendwort.de“ appelliert ein Kritiker an die Verantwortlichen, aufzuhören, „sich an die Jugend ranzuwanzen! Das ist noch peinlicher als Ignoranz.“

Der Verlag hatte im vergangenen Jahr erstmals das aktuelle Jugendwort küren lassen - damals war „Gammelfleischparty“ ausgewählt worden für Feiern von über 30-Jährigen und ebenfalls auf Kritik gestoßen. Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann bemängelte damals: „Damit werden per se Millionen von Menschen beleidigt.“ Und auch von der diesjährigen Entscheidung dürften Benachteiligte der Gesellschaft, die auf Hartz-IV-Unterstützung angewiesen sind, kaum begeistert sein.

Im Forum der Jugendwort-Internetseite des Verlags fragt Matthias T. in einem Eintrag, ob denn ernsthaft niemand merke, dass es diese Wörter gar nicht gebe und wenn, dann nur in der Fantasie einzelner. Es sei blamabel, wenn sich ein renommierter Verlag wie Langenscheidt zu einem so absurden Wettbewerb hinreißen lasse. Auch andere Kritiker bemängelten in ihren Einträgen, dass die angebliche Jugendsprache nicht sehr realitätsnah sei.

Auf Platz 4 setzte die Jury das Wort „Rudelgucken“ für Public Viewing und auf Platz 5 „Pisaopfer“ für einen Schulabgänger mit mangelnder Allgemeinbildung. In einer Internet-Abstimmung mit 45.000 Teilnehmern waren der Mitteilung zufolge die Top 15 der aktuellen Jugendwörter ausgewählt worden, aus denen die Jury dann wiederum die Gewinner aussuchte.

Auch andere beinharte, fast diskriminierende, Begriffe standen für das Internet-Votum zur Auswahl, darunter „AOK-Chopper“ für einen Rollator, „Knieschoner“ für einen Hängebusen oder „Schnecken-TÜV“ für einen Frauenarztbesuch. (dpa/olb)


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