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Heine-Preis für Simone Veil

„Eine wahre Bürgerin Europas" – Veil über Deutschlands „natürliche Einflusszone"

© Die Berliner Literaturkritik, 14.12.10

DÜSSELDORF (BLK) - Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die deutsch-französische Freundschaft hat die Politikerin und Holocaust-Überlebende Simone Veil am Montag (13.12.2010) den Heinrich-Heine-Preis entgegengenommen. Seit ihrer Rückkehr aus dem NS-Vernichtungslager Auschwitz habe sie für die Versöhnung beider Länder gekämpft, sagte die 83-jährige Französin bei der Verleihung der Auszeichnung in Düsseldorf. Ein erneutes „Auseinanderdriften“ beider Länder müsse verhindert werden.

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Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung der Stadt Düsseldorf zählt zu den bedeutendsten deutschen Literaturpreisen.

„Ich war immer davon überzeugt, dass die europäische Einheit vor allem von der deutsch-französischen Aussöhnung abhängt“, sagte Veil, die von 1979 bis 1982 erste Präsidentin des Europäischen Parlaments war. Sorge bereite ihr aber eine „gewisse Tendenz zur Banalisierung der deutsch-französischen Achse“. Seit der EU-Osterweiterung habe Deutschland seine „natürliche Einflusszone“ in Zentral- und Osteuropa wiedergefunden, während Frankreich sich verstärkt den mediterranen Ländern zuwende. Mit der globalen Krise müssten die deutsch-französischen Beziehungen „einen neuen Anlauf in der multipolaren Welt“ nehmen.

Die 1927 in Nizza geborene Jüdin Veil hatte als Jugendliche die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt. Nach dem Krieg studierte sie Jura und liberalisierte als französische Gesundheitsministerin in den 70er Jahren das Abtreibungsrecht. 2008 wurde sie in die berühmte Académie française aufgenommen.

Veil wird an diesem Donnerstag in Berlin auch mit dem Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma ausgezeichnet.

Der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Gerd Pöttering, nannte Veil „eine moralische Orientierung für uns alle“. Veils Mut, ihre Bereitschaft zur Vergebung und Aussöhnung und ihr Einsatz für Gleichberechtigung würden weltweit anerkannt. „Sie steht für Hoffnung statt Düsternis.“

Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers sagte, Veil sei eine „wahre Bürgerin Europas“. Die Jury begründete die Entscheidung für Veil mit dem Satz: „Ganz im Sinne Heinrich Heines hat sie dazu beigetragen, Europa eine Seele zu geben.“

Die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf vergibt alle zwei Jahre zu Ehren ihres berühmten Sohnes den Heine-Preis. Heinrich Heine wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren. Der Preis wird seit 1972 jeweils am Geburtstag des Dichters verliehen. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird Persönlichkeiten zuerkannt, „die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den sozialen oder politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten“.

Mit dem Heine-Preis wurden unter anderem Carl Zuckmayer, Walter Jens, Marion Gräfin Dönhoff, Max Frisch, Richard von Weizsäcker und Amos Oz ausgezeichnet.

2006 gab es einen Eklat um die Zuerkennung des Preises an den Schriftsteller Peter Handke, der im Jugoslawien-Krieg Partei für die Serben ergriffen hatte. Handke verzichtete auf den Preis. (mas) 


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