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Heinz Meier wird 80

„Theater ist bis heute meine Leidenschaft“

© Die Berliner Literaturkritik, 16.02.10

FREIBURG (BLK) - Heinz Meier heißt Erwin Lottemann, nee, Lindemann. Er fährt in 66 Jahren nach Island. Und seine Tochter möchte mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal eröffnen – oder so ähnlich. Durch seine Rolle als überforderter Lotto-Millionär vor der Fernsehkamera ist Schauspieler Heinz Meier bekanntgeworden. Meier war festes Ensemblemitglied bei Loriot, die Sketche mit ihm genießen heute Kultstatus. In Freiburg betreibt er seit fast sechs Jahrzehnten ein Theater. An diesem Mittwoch (17. 2.) wird Meier 80 Jahre alt.

Lotto-Millionär, Kosakenzipfel, Kalbshaxe Florida, Herr Hoppenstedt und natürlich „ein Klavier, ein Klavier“: „Ich bin immer wieder beeindruckt, dass diese Geschichten bis heute im Gedächtnis so vieler Menschen sind“, sagt Meier. „Schade ist nur, dass all das, was ich sonst noch gemacht habe, gelegentlich in Vergessenheit gerät.“

Meier stand in den 70er neben Vicco von Bülow (86) und Evelyn Hamann (1942-2007) für die populären Loriot-Filme vor der Fernsehkamera. Bereits davor hatte er mit Loriot Geschichten fürs Fernsehen gedreht.

„Loriot hat mich geschätzt, weil ich in seinen Augen der Prototyp des einfachen, kleinen Mannes war und diesen gut darstellen konnte.“ Große Schauspielkunst habe er nicht abliefern dürfen. „Manchmal musste ich nur dasitzen und verständnislos schauen. Damit konnte ich Loriot begeistern.“ Mit Spaß seien die Dreharbeiten nicht verbunden gewesen. „Zu Lachen gab es nichts. Wir mussten alle sehr ernsthaft, präzise, diszipliniert und ausdauernd arbeiten.“

Meier spielte - bis auf eine Ausnahme - in allen Loriot-Stücken mit, auch 1991 im Kinofilm „Pappa ante Portas“. Doch der stets bescheiden auftretende Meier kann mehr. Er stand als Kabarettist auf der Bühne. Er spielte Stücke von Camus über Beckett, Cocteau und Ionesco bis zu Sartre. Und er drehte Kino- und Fernsehfilme. Im vergangenen Jahr war er neben Walter Giller, Nadja Tiller, Daniel Brühl und Benno Führmann im Kinofilm „Dinosaurier - Gegen uns seht Ihr alt aus!“ von Regisseur Leander Haußmann zu sehen. In der Fernsehkomödie „Frau Rettich, die Czerni und ich“ 1998 spielte er einen Verkäufer im Schnellimbiss.

Der in Ostpreußen geborene Meier kam 1950 zum Studium nach Freiburg. Hier machte er seine ersten Gehversuche als Schauspieler. Er nahm Schauspielunterricht, stand beim Studentenkabarett „Das Trojanische Pferdchen“ auf der Bühne.

„Theater ist bis heute meine Leidenschaft“, sagt Meier, der im südbadischen Schliengen lebt. Vor 57 Jahren gründete er in Freiburg gemeinsam mit Studienfreuden das Wallgraben-Theater. Es ist eines der ältesten Privattheater Deutschlands. Und es ist im Familienbesitz. Gemeinsam mit seiner Nichte Regine Effinger (54) und deren Ehemann Hans Poeschl ist Meier Inhaber des kleinen Theaters.

Loriot begleitet ihn auch auf dieser Bühne. „Loriot hat uns jahrelang exklusiv erlaubt, seine Stücke zu spielen. Das war natürlich sehr hilfreich für unser kleines Haus“, sagt Meier. Seine eigene Popularität durch das Fernsehen habe ebenfalls geholfen.

Ich liebe dieses Theater, weil es ein Kleinod in der deutschen Theaterlandschaft ist“, sagt Meier. In den nun fast 57 Jahren des Bestehens hat das Wallgraben-Theater fast 300 Produktionen von mehr als 150 Autoren herausgebracht. Meier selbst spielte hunderte Rollen. Verbunden fühlt er sich vor allem dem modernen Theater.

Große Inszenierungen sind nicht möglich. In dem kleinen Kellertheater im Freiburger Rathaus finden höchstens 100 Zuschauer Platz, die Bühne hat Wohnzimmergröße. „Die Nähe zwischen Schauspielern und Zuschauern macht den Reiz dieses Theaters aus. Hier zu spielen, macht mir immer besonders große Freude.“

Von Oktober an steht Meier in Freiburg im Theaterstück „Wind in den Pappeln“ von Gérald Sibleyras auf der Bühne. (dpa/wer)

Weblink:

Wallgraben-Theater


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