Strunk, Heinz : Heinz Strunk in Afrika, Rowohlt Polaris, 272 Seiten,
13,95 Euro
Von Julian Mieth
Heinz Strunk ist zurück. Dieses Mal zieht es den selbst betitelten „Kunst- und Kulturschaffenden mit Schwerpunkt Humor“ in die weite Welt. In seinem neuen Buch „Heinz Strunk in Afrika“ erklärt der 48-Jährige sein Verständnis von Urlaub und Erholung. Wer den in dieser Woche erscheinenden Reisebericht mit dem viel gelobten Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse“ vergleicht, wird enttäuscht.
Kein-Erlebnis-Reisen sind am erholsamsten, so Strunks Feststellung am Anfang. Dabei kommt es darauf an, jegliche Aufregung zu vermeiden. Darum fährt er seit Jahren über Weihnachten mit seinem Freund C. in den Urlaub, um nichts zu machen. Wohin ist egal. Hauptsache Meerblick, gepflegte Hotelanlage und ein Spielcasino in der Nähe.
Diesmal geht es nach Kenia. Die erste Woche verläuft wie geplant, der Urlaub besteht aus immer gleichen Tagesabläufen am Pool oder an der Bar und den abendlichen Casino-Besuchen. „Perfekte Synchronizität“ nennt Strunk das. Alles ändert sich aber, als am zweiten Weihnachtsfeiertag in dem afrikanischen Staat gewählt wird. Allen Warnungen zum Trotz sind die beiden dennoch mit dem Taxi nach Mombasa gefahren. Plötzlich hallen Schüsse durch die Nacht.
Wieder einmal arbeitet sich Strunk an der eigenen Biografie ab. Den Anfang machte 2004 das komische wie traurige und hochgelobte Debüt „Fleisch ist mein Gemüse“, in dem er über seine Jugend als pickliger Eigenbrötler und Flötist der Tanzkapelle „Tiffany's“ schwadronierte. Danach folgte der Abriss über seine Anfänge als Berufs-Humorist in „Die Zunge Europas“ (2008). In „Fleckenteufel“ (2009) rekapitulierte Strunk seine Pubertät. Mussten in seinen Büchern bislang noch Stellvertreter-Helden für ihn die Tücken des Lebens durchleiden, setzt sich Strunk nun selbst in den Mittelpunkt.
„Ich bin kein Stück neugierig“, stellt er fest und outet sich damit als Anti-Entdecker. Man könne eh nur eine begrenzte Anzahl Eindrücke sammeln. Das klingt fatalistisch, trifft aber den Kern Strunk'scher Denke. Leider findet sich darum im Buch wenig Hintergrund über Kenia. Der Hamburger Autor bleibt der desinteressierte und erholungsuchende Pauschalurlauber. Wenn er Prostituierte in einem Club beschreibt, streift er zwar ein schwieriges Thema. Einer Auseinandersetzung mit Afrikas Konflikten und Problemen wie Armut, Hunger oder Aids geht er aber aus dem Weg.
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Wie die Folgebücher reicht der Reisebericht aber stilistisch wie inhaltlich nicht an das Erstlingswerk heran. Über lange Strecken passiert wenig, einzig die Arbeit an einem abgedrehten Filmskript über einen Pudel-Schönheitswettbewerb und Strunks vernichtende Analyse der Hotelgäste sorgen für Stimmung. Dann allerdings dringt der bekannte Strunk-Humor durch: bitter, komisch und gnadenlos direkt. Dabei werden dann auch die eigenen Macken wie Übergewicht, Alkoholkonsum oder Sexualleben reflektiert.
Dass Strunk mit einem gewissen schriftstellerischen Unvermögen zu kämpfen hat, wird darum auch gleich thematisiert. Immer wieder kritisiert eine Stimme aus dem Off sein mangelndes Talent: „Herr Strunk, das war sehr, sehr schlecht. Sie sind nichts weiter als ein elender Hobbyautor, aus Ersatzteilen in den Werkstätten von Kleinmeistern gefertigt.“
Das vierte Buch des Humoristen taugt als ironischer Abriss über das Selbstverständnis westlicher Urlauber bedingt. Dagegen erschöpft sich Strunks eigene Geschichtsverwertung zunehmend, viel Neues erfährt man über den 1962 als Mathias Halfpape geborenen Hanseaten nicht. „Heinz Strunk in Afrika“ soll darum vorerst das letzte Buch dieser Art gewesen sein, so der Autor.