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Hermann Herder wird 85

„In meiner Zeit als Verleger habe ich mich als Fährmann zwischen

den Ufern verstanden“

© Die Berliner Literaturkritik, 18.01.11

Von Jürgen Ruf

FREIBURG (BLK) - Hermann Herder gehört einer der ältesten Verlegerfamilien Deutschlands an. Das traditionsreiche Familienunternehmen, den inzwischen 210 Jahre alten Herder Verlag in Freiburg, führte er in der fünften Generation. Das von seinem Ur-Ur- Großvater Bartholomä Herder im Jahre 1801 gegründete Verlagshaus baute er mit einem erweiterten Verlagsprogramm aus. Am Mittwoch (19.1.) wird Hermann Herder 85 Jahre alt.

„In meiner Zeit als Verleger habe ich mich als Fährmann zwischen den Ufern verstanden“, sagt Herder rückblickend. Seine Aufgabe sei es gewesen, den kirchlichen und werteorientierten Verlag in die sich wandelnde und moderne Gesellschaft zu führen. Dies ist gelungen: Herder gehört heute zu den renommierten Verlagen im Land und ist nach eigenen Angaben der größte deutsche Verlag für Religion, Erziehung und Kultur.

Hermann Herder agierte werteorientiert und, bei aller Selbstständigkeit des eigenen Urteils, in Treue zur römisch- katholischen Kirche. An Werten orientiert ist er auch privat: Mit seiner Ehefrau Mechthild ist er seit 50 Jahren verheiratet. Das Paar hat vier Kider und acht Enkel.

Hermann Josef Romano Herder wurde in Rom geboren und wuchs in Freiburg auf. Seinen Geburtsort habe er als Fingerzeig verstanden, sagt er. Nach dem Jurastudium stieg er 1953 in den Verlag ein, der damals von seinem Vater geführt wurde. 1963 übernahm er die Gesamtverantwortung und setzte damit die Tradition des katholisch geprägten Verlages sowie seiner Familie fort.

„In den mehr als 200 Jahren der Geschichte des Verlags hat sich natürlich die Gesellschaft geändert und damit die Bedürfnisse der Leser“, sagt Herder heute. Er habe die Aufgabe des Verlags und der Autoren deshalb darin gesehen, religiöse Themen für jedermann, vor allem auch Laien, verständlich zu machen. Dies bedeute nicht, dass die Werte infrage gestellt würden.

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„Die Kunst besteht darin, sich dem Zeitgeist nicht anzupassen, sich ihm nicht zu unterwerfen, wohl aber sich ihm zu stellen, sich vom Zeitgeist herausfordern zu lassen“, sagt Herder. Die Pflege der traditionellen Verlagsbereiche Theologie, Philosophie, Geschichte und allgemeine religiöse Literatur war daher sein Schwerpunkt.

Doch Herder zeigte vergleichsweise früh eine deutliche Bereitschaft zur Ökumene und setzte auf einen Dialog der Weltreligionen. Er baute im religiösen Verlagsprogramm den Anteil nicht-katholischer Autoren und Publikationen aus. Zudem kamen bei ihm auch Kritiker und Dissidenten des Katholizismus zu Wort.

Zusätzlich erweiterte Herder den nicht-theologischen Verlagsbereich. Er brachte Jugend-, Taschen- und Sachbücher auf den Markt und beschritt damit neue Wege. Damit sicherte er dem Verlag im härter werdenden Buchmarkt die wirtschaftliche Grundlage. Zudem setzte Herder auf Expansion: Er engagierte sich für den zu Herder gehörenden spanischsprachigen Verlag in Barcelona und erwarb zu Beginn der 90er Jahre den renommierten theologischen Verlag Crossroad in den USA.

Ebenfalls Anfang der 90er Jahre geriet das Unternehmen in die Krise. Über die Sanierung zerstritt sich Herder mit seinen jüngeren vier Geschwistern, die zu gleichen Teilen am Geschäft beteiligt waren. Der Konflikt endete mit der Auszahlung der nicht im Verlag tätigen Verwandten. Um dies zu finanzieren, musste Herder den Großteil seiner damals bundesweit 15 Buchhandlungen verkaufen. Damals gehörte Herder zu den vier führenden Buchhandelsketten Deutschlands; die Buchläden erzielten rund die Hälfte des Umsatzes.

Nach 36 Jahren an der Spitze zog sich Hermann Herder 1999 aus dem Verlag zurück und übergab die Leitung an seinen Sohn Manuel. Hermann Herder lebt heute abwechselnd in Wien und in Freiburg.


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