BERLIN (BLK) - Literaturpreisträgerin Herta Müller hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Herkunftsland Rumänien. „Heimat ist das, was man nicht ertragen kann, wenn man dort ist, und nicht loslassen kann, wenn man weg ist“, sagte sie am Dienstagabend (10.11.) im Rahmen einer Lesung im Literarischen Colloquium Berlin. Die Rumänien-Deutsche wurde in ihrer Heimat von Kommunisten verfolgt und floh 1987 nach West-Berlin. Sie habe damals auch an Suizid gedacht. Als sie mit Morddrohungen konfrontiert wurde, gab sie diesen Plan aber auf. Sie wollte nicht die „Drecksarbeit“ für ihre Verfolger übernehmen, sagte Müller weiter.
In ihrem aktuellen Roman „Atemschaukel“ (Hanser Verlag) erzählt die 56-Jährige die Geschichte eines jungen Rumänien-Deutschen, der 1945 in ein Arbeitslager zum Wiederaufbau gesteckt wird. Mit dem Buch habe sie aber keinen „inneren oder äußeren Auftrag“ erfüllt, sagte Müller. „Ich wollte nur verstehen, was mit meiner Mutter passiert ist“, die selbst fünf Jahre lang deportiert war. Ursprünglich arbeitete Müller an dem Buch gemeinsam mit ihrem Freund Oskar Pastior. Als ehemaliger Zwangsarbeiter habe er sich „an die entscheidenden Dinge erinnert“, sagte Müller. Nachdem Pastior vor drei Jahren plötzlich starb, beendete sie den Roman alleine. (dpa/ros)