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Herta Müller: „Ich habe keine Mission“

„Die innere Notwendigkeit“ als Anlass zum Schreiben

© Die Berliner Literaturkritik, 28.10.09

Von Rolf-Liebermann

HAMBURG (BLK) - Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller hat nach eigenen Angaben „keine Mission“. „Ich habe mich nie beauftragt gefühlt, für einen größeren Inhalt oder für eine spannende Geschichte etwas zu liefern“, sagte Müller am Dienstagabend (27. Oktober 2009) in Hamburg bei einer Lesung aus ihrem Roman „Atemschaukel“. „Ich glaube, es muss eine innere Notwendigkeit geben, um etwas zu schreiben.“ Die innere Notwendigkeit seien bei ihr immer „kleine Dinge“ oder „einzelne Menschen“. „In dem Fall war es meine Mutter, die fünf Jahre deportiert war, und dann war es Oskar Pastior, mit dem ich sehr gut befreundet war“, sagte die Literaturnobelpreisträgerin.

In ihrem Roman „Atemschaukel“ (Hanser Verlag) erzählt sie die Geschichte eines jungen Rumäniendeutschen, der 1945 in ein Arbeitslager zum Wiederaufbau der Sowjetunion gesteckt wird. Herta Müller wollte ihr Buch gemeinsam mit ihrem Freund Oskar Pastior schreiben, reiste mit ihm in die Ukraine, zeichnete die Erinnerungen an seine Lagerzeit auf und hat den Roman dann doch allein verfasst, nachdem Pastior vor drei Jahren plötzlich starb. „Ich habe niemandem ein Denkmal gesetzt, das finde ich arrogant“, sagte sie.

„Wenn die einzelnen Deportierten, die überlebt haben, sagen, dass sie sich wieder finden, und dass jemand endlich mal ihre persönliche Geschichte erzählt, das freut mich auch“, sagte die Rumänien-Deutsche, die in ihrer Heimat von den Kommunisten verfolgt wurde und seit 1987 in Berlin lebt. Sie habe ihr Buch nicht für Vertretungen von Landsmannschaften geschrieben, „aber es kommt ihnen jetzt vielleicht zu Gute.“

Weblink:

Hanser Verlag


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