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Hochhuth zieht vor Gericht

Am Donnerstag soll die Sperrung des Theaters aufgehoben werden

© Die Berliner Literaturkritik, 13.08.09

BERLIN (BLK) - Der Dramatiker Rolf Hochhuth will an diesem Donnerstag vor Gericht eine Aufführung seines Stücks „Sommer 14“ im Berliner Ensemble durchsetzen. Am Mittwoch leitete er die Proben seiner Inszenierung in den Räumen der Berliner Akademie der Künste am Hanseatenweg. „Am Donnerstag wird Rolf Hochhuth vor dem Berliner Landgericht seine Aussperrung durch Claus Peymann per Gerichtsbeschluss aufheben lassen“, hieß es dazu in einer Presseerklärung von Hochhuths Ilse-Holzapfel-Stiftung, die das Theatergebäude am Schiffbauerdamm an das Land Berlin vermietet hat.

Inzwischen hat Hochhuth den Mietvertrag mit dem Land Berlin, dessen Untermieter Peymann als Theaterleiter ist, gekündigt. Der Anwalt des Landes Berlin, Peter Raue, sagte am Mittwoch der dpa, Hochhuth habe sein Inszenierungsprojekt nicht wie vertraglich vorgesehen rechtzeitig angemeldet. Daher seien zu diesem Zeitpunkt Umbauarbeiten im Theater im Gange. Außerdem verneint der Anwalt einen Kündigungsgrund Hochhuths. In einem Brief an den Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) hatte der 78-jährige Dramatiker („Der Stellvertreter“) die Kündigung damit begründet, dass ihm für seine Aufführung auch die Probebühne des früheren Brecht-Theaters nicht zur Verfügung gestellt werde. Laut Raue ist die Probebühne nicht Bestandteil des Vertrages mit Hochhuth.

Hochhuth betonte, er habe das Theater am Schiffbauerdamm, das der nach seiner Mutter benannten Ilse-Holzapfel-Stiftung gehöre, an das Land Berlin vermietet. „Der Vertrag erlaubt es ihm, jährlich – vom 15. Juli bis zu Goethes Geburtstag am 28. August – dortselbst künstlerisch tätig zu werden“, betonte die Stiftung dazu. Hochhuth will sein Stück „Sommer 14 - Ein Totentanz - Zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges“ in eigener Regie zum 95. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges (1914-1918) vom 23. bis 26. August am Berliner Ensemble aufführen. Dabei will der Dramatiker mit „ausschließlich arbeitslosen Schauspielern“ arbeiten, wie sein Theaterverlag Rowohlt angekündigt hatte.

Das Stück hatte Claus Peymann, der heute in Berlin das ehemalige Brecht-Theater am Schiffbauerdamm leitet, 1988 für eine Uraufführung am Wiener Burgtheater in Auftrag gegeben, das Peymann seinerzeit leitete. Die Premiere des Stücks „Sommer 14 - Ein Totentanz“ war 1990 im Akademietheater der Burg in der Regie des britischen Regisseurs Robert David MacDonald.

In einer Premierenkritik hieß es damals: „Hochhuth schont niemanden: Nicht den britischen Lord der Admiralität, Winston Churchill, der mit skrupellosen Tricks die Amerikaner in den Krieg zieht, nicht die Spitzen der deutschen Reichsregierung in ihrer Mischung von Unfähigkeit und Leichtfertigkeit, nicht den russischen Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch und seine montenegrinische Frau. Er bedenkt auch das Schicksal des kleinen Soldaten, das Opfer der Chemikerin Dr. Clara Haber, die gegen ihres Mannes Arbeit an einem wirksamen Giftgas nur durch Selbstmord protestieren kann.“ (dpa/ber/mül)


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