BERLIN (BLK) - Der Dramatiker Rolf Hochhuth („Der Stellvertreter“) begeht seinen 80. Geburtstag am 1. April mit einer Lesung seines Theaterstückes „Soldaten“ im russischen Wolgograd, dem früheren Stalingrad. In Stalingrad hatte Hitlers Wehrmacht eine schwere Niederlage erlitten und nach einer erbitterten Kesselschlacht eine ganze Armee verloren.
Bereits am 31. März stellt Hochhuth in Moskau den in Russland erscheinenden Band mit seinen beiden Stücken „Soldaten“ und „Ärztinnen“ vor, wie er der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch (23.3.) sagte. „In Russland wird sich kaum jemand an meinen Geburtstag erinnern, ich will auch nicht jeden Tag erfahren, dass ich 80 bin.“
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In dem Stück „Soldaten“ geht es um den Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg gegen die Zivilbevölkerung und die Rolle Winston Churchills dabei, auch im Zusammenhang mit dem Tod des verbündeten polnischen Generals Wladislaw Sikorski. Es wurde im Oktober 1967 an der Berliner Freien Volksbühne mit Dieter Borsche, O.E. Hasse und Wolfgang Neuss uraufgeführt, ein Jahr später nach heftigen Widerständen auch in London, wo es laut Hochhuth über 120 Mal gespielt wurde.
In London werde er das Stück aber nicht lesen, betonte der Dramatiker. Gegen ihn soll es früher einen englischen Haftbefehl gegeben haben. „Ich will es nicht ausprobieren“, meinte er auf die Frage, ob der Haftbefehl noch existiert.
Hochhuth sieht Churchill trotz seiner Rolle bei den Bombenangriffen gegen deutsche Städte wie Dresden als „Retter des Kontinents“, der einen maßgeblichen Anteil an der Niederlage des Faschismus und der Befreiung von Auschwitz habe. „Er ist einer der größten Politiker, der je gelebt hat, der einzige Mensch in der Geschichte, der in zwei Weltkriegen Führungsrollen hatte und auch den Nobelpreis erhalten hat, völlig verdient“, meint Hochhuth. „Er hat sein eigenes Wort erfüllt: zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.“
Churchill habe auch mitreißende Reden gehalten und zum Beispiel über Hitler gesagt: „Der Mann da drüben, er muss uns auf der Insel schlagen oder er wird seinen Krieg verlieren.“ Die Zerstörung Dresdens im Feuerhagel britischer Bomberflugzeuge allerdings sei ein „weitgehend unentschuldbares Verbrechen, das hätte er nicht mitmachen müssen“. (swe/dpa)