Werbung

Werbung

Werbung

Hören statt Lesen

Über Sisyphos, Menschengeschichten und und Inspektor Benny Griessel

© Die Berliner Literaturkritik, 09.04.10

Keine „Sisyphos“-Arbeit, sondern ein Hörvergnügen

Der schon etwas von Alzheimer angegriffene Göttervater Zeus liegt mit dem hochvitalen und überlegen listigen Sisyphos, König von Korinth, im Clinch. Zeus ist nicht mehr ganz Herr der Lage – doch den Regen verweigern oder das Nass mit Blitz und Donner auf die Erde schicken, das kann er noch. Viel wichtiger als seine Wetter-Aufgabe ist dem Göttervater ohnehin die Verführung der überaus reizenden Ehefrau von König Merope. Umgekehrt bemüht sich Hera, Zeusens Angetraute, um den virilen Sisyphos. Ein überaus reizvolles, komisches Spiel mit pointierten Hörspiel-Dialogen – nach der Buchvorlage von Dirk Heidicke vom SWR umgesetzt mit Sprechern wie Friedrich-Karl Prätorius als Sisyphos, Karl-Michael Vogler als Zeus und Karin Schröder als Hera. Letztlich düpiert Sisyphos alle und Zeus und Gattin sind sich einig, dass er sterben und die berühmte „Sisyphos-Arbeit“ leisten soll. Wie soll das nur ausgehen?

Jenny Erpenbecks Menschengeschichten

Jenny Erpenbeck erzählt Geschichte mit Geschichten von Menschen. Von der Weimarer Republik bis in die Neuzeit spannen sich die Ereignisse in ihrem preisgekrönten und nun als vielschichtiges Hörspiel vorliegendem Roman „Heimsuchung“ – alles eingebettet in die Landschaft um einen der schönen märkischen Seen. Vom Patriarchat über kollektive Lebensformen in der DDR bis zu Vermögensrückübertragungen in der Nachwende-Zeit: Schicksale jüdischer Bewohner und deutscher Mitläufer im Dritten Reich werden begreifbar, das Leid und die Sehnsucht von Heimatsuchenden und idealistischen Altkommunisten nachvollziehbar. Als Konstante über die Zeiten ist das Leben eines stillen Gärtners zu betrachten, der sich der uralten Natur verschrieben hat. Die gebürtige Ost-Berlinerin Erpenbeck hat ein versöhnliches Buch mit viel Verständnis für die Menschen geschrieben, das seine berührende Wirkung im Hörspiel mit Sprechern wie Paul Herwig, Peter Fricke und Ulrike Arnold noch weiter entfaltet.

Krimi aus dem Land der Fußball-WM 2010

In „Dreizehn Stunden“ muss es Inspektor Benny Griessel von der Kriminalpolizei Kapstadt schaffen. Zwei junge amerikanische Rucksacktouristinnen sind in höchste Lebensgefahr gekommen - eine der Frauen kann Benny nicht mehr retten, die zweite läuft um ihr Leben. Doch warum wird sie verfolgt? Mit welchem kriminellen Imperium hat sie sich angelegt? Autor Deon Meyer hat einen nervenzerfetzenden Krimi aus dem Land der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 geschrieben. Und Schauspieler Romanus Fuhrmann liest so, dass man ihn immer noch hören möchte, wenn die Geschichte schon zu ihrem Ende gekommen ist. Die Mischung aus Dramatik, präzisen Milieubeschreibungen und einfühlsamen Charakterschilderungen machen die Geschichte so spannend. Und Meyers auch im Privatleben gebeuteltem Benny muss man einfach sympathisch finden.

Literaturangaben:

HEIDICKE, DIRK: Sisyphos. Audio Verlag, Berlin 2010. 51 Min., 12,99 €.

ERPENBECK, JENNY: Heimsuchung. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2009. 152 Min., 16,95 €.

MEYER, DEON: Dreizehn Stunden. Steinbach Sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2010. 396 Min., 24,99 €.

 

Weblinks:

Audio Verlag

Eichborn Verlag

Steinbach Sprechende Bücher


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: