MÜNCHEN (BLK) – Kai Wiegandt bespricht in der „Süddeutschen Zeitung“ das Buch „Baba Jaga legt ein Ei“ von Dubravka Ugresic. Dieses Werk, welches zugleich eine Mischung aus Autobiografie, Roman und wissenschaftlicher Abhandlung ist, stellt den slawischen Mythos der Frauengestalt „Baba Jaga“ in den Mittelpunkt. In drei unabhängig voneinander stehenden – aber subtil miteinander verbundenen – Teilen nähert sich die Autorin dieser Figur in ihrem Text.
Im ersten Teil berichtet Ugresic vom allmählichen Sterben ihrer greisen Mutter, deren Körper immer mehr dem der Hexe Baba Jaga gleicht. Hängende Brüste, aufgelöste Gesichtszüge und teigige Gliedmaßen lassen Baba Jaga beziehungsweise die Mutter als Verkörperung des Ekelgefühls erscheinen. Im zweiten Teil bedient sich die Autorin der Erzählung um drei ältere Damen, um den Aspekt des verfallenden Körpers, der selbstbetrügerischen Begehrlichkeit nach ewigem Leben und dem des Todes in Baba Jagas Figur zu erfassen. In einer Art wissenschaftlicher Abhandlung – in der Form einer Korrespondenz zwischen Dozentin für slawische Folklore und einem Verleger – präsentiert die Autorin im dritten Teil Wissen und Fakten über Baba Jaga.
Mit Witz, Bissigkeit und Scharfsinn beleuchtet nach Ansicht Wiegandts die kroatische Autorin die Mythengestalt Baba Jaga. Für den Rezensenten auffällig ist hierbei, mit welcher gelungenen, komisch bizarren Mischung aus Humor und Grausamkeit Ugresic Themen wie Tod und Vergänglichkeit thematisiere. (phi/dan)
Literaturangaben:
UGRESIC, DUBRAVKA: Baba Jaga legt ein Ei. Aus dem Kroatischen von Mirjana und Klaus Wittmann. Berlin Verlag, Berlin 2008. 367 S., 22 €.
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