WIEN (BLK) - Da hätten sich die Initiatoren wohl etwas mehr Begeisterung gewünscht: Müde und frustriert hat der österreichische Schriftsteller Robert Menasse am Donnerstag (15.4.) das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien entgegengenommen. Er habe in jungen Jahren geradezu Gier nach Anerkennung verspürt, sagte der 55-jährige nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA in seiner Dankesrede: „Heute habe ich diese Anerkennung, aber die Arbeit an meinem Werk stockt. Ich bin müde und habe Skrupel.“
Es sei ihm langweilig, nur noch Überzeugte zu überzeugen und Abonnenten der echauffierten Reaktion zu echauffieren, maulte der gesellschaftskritische Autor. So frei und genialisch wie als junger Mensch habe er nie wieder arbeiten können. „Keuchen, Brennen und Stechen sind nun keine Metaphern mehr, sondern körperliche Realität“, sagte Menasse.
Menasse wurde 1954 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren und ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Autoren Österreichs. Der studierte Germanist und Philosoph schreibt neben Romanen auch Essays und Theaterstücke. Einige seiner bekanntesten Werke sind „Sinnliche Gewissheit“, „Land ohne Eigenschaften“ oder „Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust“. Zuletzt veröffentlichte er den Kurzgeschichten-Band „Ich kann jeder sagen“. (dpa/dan)