Werbung

Werbung

Werbung

„Ich wollte Menschen glücklich machen“

„Memoiren“ über erfundene Holocaust-Romanze in USA gestoppt

© Die Berliner Literaturkritik, 30.12.08

 

NEW YORK (BLK) - In den USA hat sich eine anrührende Liebesromanze aus einem NS-Konzentrationslager als frei erfunden entpuppt. Der Hauptakteur, Herman Rosenblat, räumte laut „New York Times“ vom Montag ein, die Geschichte sich für seine Autobiografie ausgedacht zu haben. Der Verlag Berkley Books stoppte daraufhin die für Anfang Februar geplante Veröffentlichung der „Memoiren“ in letzter Minute.

Rosenblat (79) hatte behauptet, während seiner Haft in einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald habe ihm ein neunjähriges Bauernmädchen Äpfel über den Zaun geworfen. Zwölf Jahre später habe er die Polin bei einem „Blind Date“ in den USA wiedererkannt und kurz darauf geheiratet. Korrekt ist: Dieses Jahr feierte das Paar Goldene Hochzeit.

Die amerikanische Talkshow-Queen Oprah Winfrey, die Rosenblat zwei Mal in ihre Sendung einlud, nannte die Geschichte die „größte Love-Story, die wir jemals im Fernsehen erzählt haben“. Erst als Zeitzeugen und Familienmitglieder Zweifel an der Romanze anmeldeten, räumte Rosenblat seine Erfindung ein. „Ich wollte Menschen glücklich machen“, sagte der 79-Jährige.

Der Berkley-Verlag, der zur Penguin-Gruppe gehört, kündigte an, er werde wegen „neuer Informationen“ auf die geplante Veröffentlichung des Buches „Engel am Zaun“ verzichten. Der Filmproduzent Harris Salomon, der eine Kinoversion der Schnulze plant, will an seinem Projekt festhalten, aber die Geschichte als erfunden ausweisen. Rosenblat habe zugesagt, seinen Verdienst für Holocaust-Überlebende zu spenden, hieß es.

Amerikanische Verlage sind schon mehrfach gefälschten Geschichten aufgesessen. Erst in diesem Jahr hatte sich herausgestellt, dass die angeblichen Lebenserinnerungen eines weißen Mädchens in einer armen schwarzen Familie in einem Ghetto von Los Angeles frei erfunden waren. (dpa/jud)


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: