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Inger Christensen – „licht“ (Kleinheinrich)

© Die Berliner Literaturkritik, 02.04.09

 

Leseprobe: „licht“ von Inger Christensen

 

© Kleinheinrich Verlag ©

Trauer

 

Finde den konzisen

ausdruck für trauer:

eine waldschnecke mit schleim

und dem reflexmechanismus

in sinnloser ordnung,

rechtzeitig ist der fühler

draußen, rechtzeitig

wieder eingezogen,

und im körper drinnen

präzise benutzt

wie eine schwangre sirene,

deren fallender ton

fällt und fällt

hinab durch allen

organismus.

Ach haut

Mein äußerster

radarschirm

 

 

 

Du gehst an mir vorbei

 

Du gehst an mir vorbei

während wir ganz still sitzen

 

Ich rede an mir vorbei

während du nicht hörst

 

Wir tun nichts

und ein engel liest uns auf

 

 

 

Licht

 

I

 

Ich erkenne abermals

eine lichtung in der sprache wieder

die geschlossenen wörter

die da sind um geliebt und wiederholt

zu werden bis hin zum einfachen

Ein schwan der sich ums ei

zusammenfaltet

ist ein echo von

schöpfung noch in uns

Und der schwan der dein auge

zur sonne fliegt

ist nochmals

prophezeiung eines wunders

 

Es gelingt im wort

das licht wiederzuerkennen

unfassbare handlung

vom manne zur frau

Ein wort das dein gemüt

in einen schwan verwandelt

hat einfachheit genug

ein ei zu formen

Und die sprache die sich

Im ei drinnen schließt

hat flügel die tragen

von geburt zu licht

Und die sonne ist da um geliebt zu werden

(...)

 

© Kleinhenrich Verlag ©

Literaturangaben:
CHRISTENSEN, INGER: lys/licht. Übersetzt aus dem Dänischen von Hanns Grössel. Kleinheinrich Verlag, Münster 2008. 107 S., 18 €.

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