POTSDAM / BERLIN (BLK) – Der iranische Publizist Bahman Nirumand hat die Theateraufführung von Salman Rushdies „Satanischen Versen“ in Potsdam und den antiislamischen Film des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders als Formen „psychologischer Kriegsführung“ bezeichnet. Die Freiheit der Kunst sei in solchen Fällen nur ein Vorwand für „pure Provokation“, sagte der in Deutschland im Exil lebende Nirumand am Montag (31. März 2008) im Deutschlandradio Kultur. „Ich kann versichern, dass die Fundamentalisten das sehr, sehr dankbar aufnehmen. Daraus schlagen sie doch Kapital. Das ist ein gegenseitiges Sich-Bälle-Zuwerfen.“
Nirumand appellierte an westliche Intellektuelle, von Provokationen abzulassen. Stattdessen müsse man sich differenzierend mit dem Islam beschäftigen: „Diese angeblich künstlerischen Darstellungen sind einfach Reduzierungen des Islam auf Gewalt.“
In Potsdam hatte die Theaterfassung der „Satanischen Verse“ am Sonntag (30. März 2008) Weltpremiere. Die Aufführung verlief ohne Zwischenfälle. Nach vier Stunden spendete das Publikum im ausverkauften Hans Otto Theater dem Ensemble und dem Intendanten Uwe Eric Laufenberg freundlichen Beifall.
Gegen den indisch-britischen Autor Rushdie besteht seit 1989 ein religiöses Todesurteil des damaligen iranischen Ayatollah Khomeini, weil er in den „Satanischen Versen“ angeblich den Islam verunglimpft haben soll. Khomeini hatte ein Kopfgeld in Millionenhöhe auf den Schriftsteller ausgesetzt. Der „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ hatte die Bühnenfassung als Provokation abgelehnt. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland riet dagegen zur Gelassenheit. (dpa/wip)