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Jacob-Grimm-Preis für Cornelia Funke

„Sie hat Zehntausende, Hunderttausende Kinder zum Lesen gebracht“

© Die Berliner Literaturkritik, 02.11.09

KASSEL (BLK) - Für ihren „brillanten Umgang mit der deutschen Sprache“ ist die Kinderbuchautorin Cornelia Funke mit dem Jacob-Grimm-Preis geehrt worden. „Sie erhält diese Auszeichnung, weil sie Tausende, Zehntausende, Hunderttausende Kinder zum Lesen gebracht hat, die vorher nie zu einem Buch gegriffen haben“, hieß es am Samstag (31.10.) bei der Verleihung des Preises in Kassel vom Verein Deutsche Sprache. Funke, die in Los Angeles lebt, sagte, es sei leicht, „mit diesem wunderbaren und reichen Werkstoff deutsche Sprache zu arbeiten“. Der Grimm-Preis ist der Hauptteil des „Kulturpreises Deutsche Sprache“ und mit 30.000 Euro dotiert. Geehrt wurden auch der Verein „Mensch zuerst“ für geistig Behinderte und die deutschsprachige Gemeinde in Belgien.

„Cornelia Funke hat die Gabe, so interessant zu schreiben, dass Kinder in 40 Sprachen ihre Bücher lesen wollen“, hieß es in der Laudatio. Hessens Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) sagte, sie „kenne keinen Autoren, der Kinder so fesseln kann, wie Frau Funke es immer wieder gelingt“. Zudem gelinge es ihr, Kinder auch für die deutsche Sprache zu begeistern. „Hessen gibt im Jahr 80.000 Euro für die Leseförderung aus. Ihre Bücher gehören immer fest zum Repertoire, das fordern die Kinder richtig“, sagte Kühne-Hörmann.

Funke sagte, dass sie die deutsche Sprache noch mehr zu schätzen wisse, seit sie im Ausland lebt und fast nur Englisch spreche. „Ich dachte früher immer, Englisch ist wegen seiner vielen Vokabeln viel flexibler. Aber Deutsch ist einfacher, ist leichter zu nutzen. Das ist eine sehr aufregende Erfahrung mit seiner eigenen Sprache.“ Sie bedaure, dass die Grimmsche Erzähltradition, die sehr deutsch sei, ausgerechnet in Deutschland verloren gehe: „Wir trauen uns nicht mehr, zu fabulieren. Vielleicht glauben wir, dass die Faschisten auch an unseren Märchen, etwas sehr deutschem, ihre braunen Fingerabdrücke hinterlassen haben. Aber wir würden etwas wirklich Wertvolles verlieren.“

Der mit 5.000 Euro versehene Initiativpreis ging in diesem Jahr an „Mensch zuerst e.V.“, der für geistig Behinderte eine einfache Sprache zum Beispiel bei Behörden fordert. „Wir haben anfangs für Menschen mit Lernschwierigkeiten ein Wörterbuch in einfacher Sprache erarbeitet. Dann kamen Firmen und wollten, dass wir Gebrauchsanweisungen für sie schreiben oder Verbände mit ihren Broschüren. Mittlerweile formulieren wir auch Parteiprogramme so um, dass auch Lernbehinderte sie verstehen und die Parteien erzählen uns dann, dass ihnen das aus den Händen gerissen wird.“ Offenbar seien auch Nichtbehinderte an einfacherer Sprache interessiert.

Der undotierte Institutionenpreis ging an die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Die Jury habe auch andere deutschsprachige Minderheiten betrachtet. „Aber in Belgien ist es besonders beeindruckend“, hieß es. „Ohne große Aufregung, ohne Streit, ohne Konflikte gibt es in einem Teil Belgiens eine deutschsprachige Verwaltung, ein Rechtssystem und eine deutsche Zeitung. Und weil das alles so normal ist, wollen wir das ehren.“ (dpa/gai)


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