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Jesus und die apokalyptischen Reiter in Malente

David Safiers Roman „Jesus liebt mich“

© Die Berliner Literaturkritik, 10.11.08

 

Von Katrin Börner

Jesus sieht ein bisschen aus wie die Bee Gees, Satan wie George Clooney und Gott wie Emma Thompson. Nach seiner temporeichen Roman-Komödie „Mieses Karma“ hat sich David Safier, Autor von Drehbuch-Hits wie „Berlin, Berlin“ oder „Nikola“, diesmal Themen der Bibel vorgenommen. Im Mittelpunkt von „Jesus liebt mich“ steht Marie, eine durch und durch durchschnittliche Mittdreißigerin mit einer konfliktreichen Beziehung zu sich selbst und ihrer Familie. Zur Religion hat sie eher gar keine Beziehung.

Und ausgerechnet in diese Marie muss sich Jesus verlieben, als er zum Jüngsten Gericht auf die Erde zurückkehrt – ein bisschen früher, damit er noch ein paar Tage in seinem geliebten Beruf als Zimmermann arbeiten kann, bevor er sein Richteramt ausübt, um im Kampf mit Satan und den Apokalyptischen Reitern die Guten von den Bösen zu trennen und das Himmelreich auf Erden zu errichten. Auf dem Boden von Maries Vaterhaus im schleswig-holsteinischen Malente repariert dieser Joshua das schadhafte Dach, sieht ungeheuer gut aus und singt mit einer betörenden Stimme Psalmen.

Marie, noch etwas verstört von ihrer kürzlich geplatzten Hochzeit, ist sofort hin und weg. Alles könnte so schön sein, wenn Jesus ihr nicht so schrecklich ehrlich offenbarte, wer er ist. Und da Marie ihm natürlich nicht glaubt, denkt sie eher an Zwangseinweisung in eine geschlossene Abteilung als an Liebe.

David Safier, Jahrgang 1966, ist ein Spötter, und er kennt sich gut aus mit der ewigen Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Güte, Geduld und Liebe und dem Unvermögen, nach diesen Wünschen zu handeln. Es ist ihm wieder mit leichter Hand gelungen, die Beschäftigung mit tiefsinnigen Fragen zu einem Vergnügen zu machen. Unterstützt wird er dabei von kleinen Comics des Illustrators Ulf K., die in der Romanhandlung von Maries Schwester Kata gezeichnet werden.

Dass der Roman nicht ganz so überdreht ist und nicht so oft zu lautem Lachen reizt wie der Vorgänger „Mieses Karma“, liegt wohl in der Gestalt von Joshua/Jesus. Er ist einfach zu lieb, zu verständnisvoll, zu geduldig, zu wohltätig. Glücklicherweise hat er eine klitzekleine Schwäche: Er mag sein vorherbestimmtes Richteramt nicht.

Literaturangaben:
SAFIER, DAVID: Jesus liebt mich. Mit Illustrationen von Ulf K.. Kindler Verlag, Berlin 2008. 304 S., 16,90 €.

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