HAMBURG / FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Die Leipziger Buchmesse hat sich nach Ansicht des Verlegers Joachim Unseld (Frankfurter Verlagsanstalt) als Publikumsmesse in Deutschland fest etabliert. Mehr als 2400 Journalisten aus rund 20 Ländern sind seit Donnerstag bis zum 16. März in Leipzig, um über das größte Frühjahrs-Branchenereignis im deutschsprachigen Raum zu berichten. 2007 kamen über 108.000 Besucher auf die Messe, um an den Ständen der mehr als 2100 Aussteller in Neuerscheinungen des Frühjahrs zu blättern. Bei etwa 1900 Veranstaltungen in der Stadt nutzen Tausende die Gelegenheit, Autoren aus der Nähe zu erleben. „Bei der zweitgrößten deutschen Buchmesse steht die Begegnung von Autor und Leser im Vordergrund“, sagte Unseld (54) in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Was kennzeichnet die Leipziger Buchmesse im Frühjahr im Vergleich zur wesentlich größeren Schwester in Frankfurt am Main im Herbst?
Unseld: „Frankfurt unterscheidet sich vor allem durch die Bedeutung des Lizenzgeschäftes von der Messe in Leipzig. Verträge über Übersetzungen deutschsprachiger Originalausgaben oder den Einkauf von Rechten an ausländischen Veröffentlichungen werden traditionell in Frankfurt ausgehandelt. Dort sind alle wichtigen Partner weltweit vertreten und es geht oft bis morgens um drei Uhr um Kaufen und Verkaufen. In Leipzig gibt es eine Fülle von begeistert angenommenen Lesungen und zahllose kulturelle Veranstaltungen rund ums Buch. Leipzig hat eher nationale Bedeutung mit einer Öffnung hin nach Osteuropa und der Sichtbarmachung der dortigen Literatur. Auf jeden Fall gibt es eine Notwendigkeit für zwei Messen zur Präsentation des Frühjahrs- und des Herbstprogramms.“
Welche Bedeutung hat die Leipziger Buchmesse für Verleger?
Unseld: „Die Verlage können in Leipzig wunderbar vor allem ihre jüngeren deutschsprachigen Autoren mit deren neuen Büchern vor großem Publikum und Presseumfeld präsentieren. Kulturell hat diese Messe eine wichtige Bedeutung. Leider wird die Konkurrenz der Londoner Buchmesse (London Book Fair), die dieses Jahr kurz nach Leipzig stattfindet, immer größer. London ist eine reine Fachbesuchermesse und ähnlich wie Frankfurt sehr international mit umfangreichem Lizenzgeschäft.“
Was bestimmt den Tagesablauf in Leipzig?
Unseld: „Der Austausch mit Verlegerkollegen, Autoren und Feuilletonredakteuren ist sehr wichtig. Es gibt also viele Gespräche und Treffen. Dabei wird auch schon das kommende Herbstprogramm mit seinen Highlights angekündigt. Immer wieder mal versucht auch jemand, ein Manuskript loszuwerden, aber so etwas nehme ich grundsätzlich nicht auf Messen an, Texte müssen an den Verlag gesendet werden.“
(Interview: Brita Janssen, dpa/mar)