BERLIN (BLK) – Jonathan Carrs Familienporträt „Der Wagner Clan“ sei sehr wertvoll, lobt die „FR“. Die „NZZ“ ist von Igor Štiks neuem Roman „Die Archive der Nacht“ enttäuscht. Die „SZ“ bespricht die Erzählungen „Der Schuster Flink“ von Johann Peter Hebel. Außerdem in der Presseschau: Norbert Gstrein, Judith Kuckart und Markus Orths.
„die tageszeitung“
Die „taz“ rezensiert den Bild- und Textband „Jürgen Schadeberg“ von Ralf-P. Seippel. Der Band stellt das Lebenswerk Schadebergs dar. Als Fotograf dokumentierte er das Leben der „Schwarzen“ in Folge der Apartheid in Südafrika. Der Band sei eine einfühlsame und vortrefflich illustrierte Hommage an Jürgen Schadeberg, lobt der Rezensent Wilfried Weinke.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Die „FAZ“ rezensiert das Buch „Fremde Signale“ von Katharina Faber. Aus der Perspektive ihrer drei Schutzengel erzählt die Autorin von ihrem Leben. Faber beeindrucke vor allem durch ihre diskreten literarischen Anspielungen, als auch durch ihren offensichtlichen Lebenshunger, lobt die Rezensentin. Trotz der Komplexität des Inhaltes bleibe ihr Werk flüssig lesbar.
Die „FAZ“ rezensiert den Roman „Die Verdächtige“ von Judith Kuckart. Er erzählt von der Liebesgeschichte zwischen Marga und Robert, die zunehmend unerfüllter wird. Trotz der bisweilen trivialen und genretypischen Lösung der „Dunklen Rätsel“ und dem verwirrenden Buchtitel sei es lohnend, den Roman zu lesen, bemerkt der Rezensent.
„Frankfurter Rundschau“
Die „FR“ bespricht Jonathan Carrs Buch „Der Wagner Clan“. Es porträtiert das berüchtigte „Wagner-Familienimperium“. Wie wurde die Familie zu dem, was sie heute ist, ein kultureller Mittelpunkt in Deutschland? Jonathan Carr habe ein informatives, fundiertes und gleichzeitig erzählerisch wertvolles Buch geschrieben, lobt der Rezensent Hans-Jürgen Linke.
„Neue Zürcher Zeitung“
Die „NZZ“ bespricht den Roman „Die Winter im Süden“ des österreichischen Autors Norbert Gstrein. Ein Buch zu Zeiten des Jugoslawienkrieges und die Geschichte eines Vaters und seiner Tochter. Der Autor beschreibe eine komplexe Erzählfigur von eigensinniger Eleganz und komme mit betörend weit ausschweifenden, sinnlichen Satzperioden daher, lobt der Rezensent.
Die „NZZ“ bespricht den Roman „Die Archive der Nacht“ von Igor Štiks. Balkankrieg und der Zweite Weltkrieg bieten die Kulisse für seine Geschichte. Sein Protagonist Richard Richter sieht sich plötzlich mit der Frage nach der eigenen Identität konfrontiert. Er begibt sich auf die Suche nach ihr und ein Melodram entspinnt sich. Sehr konstruiert sei die Erzählung, kritisiert die Rezensentin Marion Löhndorf.
„Süddeutsche Zeitung“
Die „SZ“ bespricht das Buch „Ich Wirtschaftswunderkind“ von Rainer Moritz. Der Autor erzählt stellvertretend für seine Generation der „Baby-Boomer“ von seiner Kindheit und Jungend im wohlhabenden Nachkriegsdeutschland der späten 50er Jahre. Moritz bilde das damalige Lebensgefühl treffend ab und gebe auch die leisen Äußerungen, beispielsweise den noch herrschenden Antisemitismus jener Zeit, wieder, lobt die Rezensentin.
Die „SZ“ rezensiert Markus Orths’ Roman „Das Zimmermädchen“. Am Porträt des Zimmermädchens Lynn zeichnet er sein Sujet nach: die bestehende Angst in der gegenwärtigen Gesellschaft, seine Intimsphäre nicht mehr schützen zu können. Überzeugend halte uns Orths mit seinem Buch den Spiegel vor, lobt die Rezensentin Meike Fessmann. Er mache allgemeine Ängste der Gesellschaft sichtbar und spiele geschickt auf der Klaviatur unseres gestörten Raumempfindens.
Die „SZ“ rezensiert die neu entdeckten Erzählungen „Der Schuster Flink“ von Johann Peter Hebel. Ob diese Geschichten wirklich von Hebel geschrieben wurden, ist unklar. Der Herausgeber Heinz Härtl ist sich zwar sicher. Doch der Rezensent bezweifelt dies. So bemängelt er vor allem, dass Hebels moralische Intelligenz vollkommen fehlen würde, auch seine typische Haltung vermisse man in den Texten. Abschließend urteilt er, dass die Erzählungen Hebels Geist widersprächen. (rie/zei/dan)
Literaturangaben:
CARR, JONATHAN: Der Wagner Clan. Aus dem Englischen von Hermann Kusterer. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 496 S., 25 €.
FABER, KATHARINA: Fremde Signale. Ein Album. Bilger Verlag, Zürich 2008. 320 S., 23 €.
GSTREIN, NORBERT: Die Winter im Süden. Roman. Verlag Carl Hanser, München 2008. 284 S., 19, 90 €.
HEBEL, JOHANN PETER: Der Schuster Flink. Unbekannte Geschichten. Mit einem Vorwort von Daniel Kehlmann. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Heinz Härtl. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 92 S., 18 €.
KUCKART, JUDITH: Die Verdächtige. Roman. DuMont Verlag, Köln 2008. 285 S., 19, 90 €.
MORITZ, RAINER: Ich Wirtschaftswunderkind. Mein famoses Leben mit Peggy March, Petar Radenkovic und Schmelzkäseecken. Piper Verlag, München 2008. 304 S., 19, 90 €.
ORTHS, MARKUS: Das Zimmermädchen. Roman. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2008. 144 S., 16, 90 €.
SEIPPEL, RALF-P.: Jürgen Schadeberg. Hatje Cantz Verlag, Stuttgart 2008. 288 S., 58 €.
ŠTIKS, IGOR: Die Archive der Nacht. Roman. Aus dem Kroatischen von Marica Bodrožic. Claassen Verlag, Berlin 2008. 384 S., 19, 90 €.
Andere Stimmen
Rezensionen im Original
Verlage
Presseschau vom 22. August 2008
Internationale Presseschau vom 29. August 2008