Sehr geehrte Damen und Herren,
auf www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm schreibt Thomas Hummitzsch über „Deutsche Vertriebene nach 1945“, eine Rezension zu Andreas Kosserts Kompendium „Kalte Heimat“.
Insgesamt finde ich die Rezension (stilistisch) sehr gut geschrieben. Inhaltlich möchte ich jedoch folgendes anmerken:
Das sog. „Potsdamer Abkommen“ war prinzipiell nur ein „Sitzungsprotokoll“ – d.h. definitiv kein Vertrag wie in der Rezension zu lesen ist! Es stand eindeutig unter dem Vorbehalt der Anerkennung durch demokratisch legitimierte Institutionen wie z.B. dem US-Senat (das war die Prämisse, unter der US-Präsident Truman das Protokoll unterzeichnete). Bis zum 2+4 Vertrag haben die USA (und auch die anderen Westalliieren) die Oder-Neiße-Grenze nicht anerkannt. US-Außenminister James F. Byrnes (er war auf der Potsdamer Konferenz anwesend) hat dann auch in seiner berühmten Rede in Stuttgart 1946 u.a. gesagt:
„Was Schlesien und andere ostdeutsche Gebiete anbetrifft, so fand die zu Verwaltungszwecken erfolgte Übergabe dieses Gebietes durch Russland an Polen vor der Potsdamer Zusammenkunft statt. Die Staatsoberhäupter stimmten zu, dass Schlesien und andere ostdeutsche Gebiete bis zur endgültigen Festlegung der polnischen Westgrenze durch den polnischen Staat verwaltet und zu diesem Zwecke nicht als Teil der russischen Besatzungszone in Deutschland angesehen werden sollten. Wie aus dem Protokoll der Potsdamer Konferenz hervorgeht, einigten sich die Staatsoberhäupter jedoch nicht dahingehend, die Abtretung eines bestimmten Gebietes zu unterstützen.“ (http://potsdamer-konferenz.de/dokumente/byrnes_rede.php)
D.h. wenn es nach den Westalliierten gegangen wäre, dann wären wohl große Teile Schlesiens definitiv deutsch geblieben. Aus Feigheit und politischem Kalkül ließen sie de facto jedoch Stalin & Co. „freie Hand“.
Ihr Rezensent Thomas Hummitzsch folgt Andreas Kosserts „Verurteilung“ der „Preußischen Treuhand“. Sie gehe einen „Konfrontationskurs“. Andererseits wird jedoch eine „offene und ehrliche Debatte“ gefordert. - M. E. geht die Preußische Treuhand nicht einen „Konfrontationskurs“ sondern einen demokratischen Weg der Verurteilung und Restitution von völker- und menschenrechtswidrigen Exzessen und ihrer Opfer.
Nun, im Sinne einer „offenen und ehrlichen Debatte“ möchte ich fragen: Weshalb kann es „heute nicht mehr um die Rückgabe von Ländereien und Besitztümern oder um Restitutionszahlungen gehen“? Verschiedene ehem. Vertreiberstaaten haben doch vorgemacht, dass eben dieser Weg der einzige Weg zu einer dauerhaften Aussöhnung darstellt.
Herr Hummitzsch suggeriert, es würde „neues Unrecht“ geschaffen werden. Ich halte das für eine sehr schwache Ausrede:
Wem geschieht Unrecht, wenn „unschuldige Opfer“ (bzw. stellvertretend ihre Nachfahren) der gegen alles Deutsche gerichteten Gewaltexzesse mit und nach (!) Ende des Zweiten Weltkriegs Restitutionszahlungen bekommen oder Ländereien und Besitztümer zurück erhalten etc.? (Die ostdeutschen Gebiete sind riesig; ein Viertel des Vorkriegsdeutschlands. Da gibt es genügend Ländereien, die man den Deutschen „zurückgeben könnte“. Es müssen ja nicht unbedingt die Ländereien ihrer Großeltern sein. Die sind ja ohnehin meist total verfallen und ausgeplündert – wie z.B. der landwirtschaftliche Hof meiner Großeltern.)
Es ist einfach, „hinter dem Ofen“ die legitimen Rechte der eigenen Landsleute zu „verscherbeln“ und evtl. gleichzeitig lauthals über das Unrecht der Vertreibung oder Landesberaubung zu lamentieren, das irgendeinem Volksstamm auf einem anderen Kontinent widerfahren ist.
Ehrlich finde ich so etwas nicht, sondern eher Heuchelei!
Mit freundlichen Grüßen
„Potsblits“ (Name der Redaktion bekannt)
Link zu den Dokumenten der Potsdamer Konferenz