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Karl-Marx-Boom vorbei

Der Markt ist mit dem Standardwerk „Das Kapital“ gesättigt

© Die Berliner Literaturkritik, 23.03.09

 

BERLIN (BLK) – Der Kapitalismus funktioniert doch nach den Regeln von Karl Marx – zumindest in eigener Sache. Schon Monate vor der Finanz- und Wirtschaftskrise hatte sich „Das Kapital“ in deutscher Originalsprache im vergangenen Jahr mehr als 4000 Mal verkauft – jetzt ist der Markt mit dem Standardwerk gesättigt – „eben nach den Prinzipien, die Marx für den Krisenfall des Kapitalismus beschrieben hat“, wie Verleger Jörn Schütrumpf der Deutschen Presse-Agentur dpa sagte.

„Nach dem Höhepunkt im Dezember 2008 mit allein 1040 verkauften Exemplaren, ist der Boom vorbei“, sagte der Geschäftsführer des Berliner Karl-Dietz-Verlages. Im Januar waren es noch 390 Exemplare, im Februar und März zusammen genommen 169 Exemplare.

Vor allem im Westen sei die „Kritik der politischen Ökonomie“, so der Untertitel des Wälzers mit fast tausend Seiten im charakteristischen blauen Einband, in der schlimmsten Finanzkrise seit den 1920er Jahren sehr begehrt. In Universitätsstädten sei das Interesse an Marx' Mehrwerttheorie, dem tendenziellen Fall der Profitrate und dem Fetischcharakter der Ware aber noch ungebrochen. „Es gibt ‚Kapital’-Kurse an 31 Uni-Standorten in Deutschland“, berichtet Schütrumpf.

Mit dem Medienecho auf den Bucherfolg wurde der einstige DDR- Ableger des sozialdemokratischen Dietz Verlags auch international bekannt. „Von CNN über BBC bis ‚New York Times’ – sie haben alle über uns berichtet.“ Allerdings fühlt sich Schütrumpf nicht als Krisengewinner. „Profiteure sehen anders aus“, sagte der Verleger. Die Marx-Wiederkehr verschaffte dem Verlag ein Umsatzplus von 109 000 Euro (2007) auf 149 000 Euro im vergangenen Jahr.

Schütrumpf freut sich zwar über die rege Nachfrage nach Marx (1818-1883). Doch dem Verlagsmann liegt eine andere Autorin am Herzen: Rosa Luxemburg (1871-1919). Die Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands, eine scharfe Kritikerin des sowjetischen Revolutionsführers Lenin, sei noch aktuell – und werde immer wieder missverstanden. Der Absatz von Luxemburg-Titel sei sehr schleppend. „Wir werden aber weiter dafür kämpfen, Rosa Luxemburg unters Volk zu bringen.“ (dpa/mon)


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