MÜNCHEN (BLK) – Im August 2009 ist im Page & Turner Verlag „Dewey und ich: Die wahre Geschichte des berühmtesten Katers der Welt“ des Autorenpaars Vicki Myron und Bret Witter erschienen. Nike Karen Müller hat es ins Deutsche übersetzt.
Klappentext: Als Vicki Myron an einem kalten Januarmorgen die Tür der Stadtbücherei von Spencer, Iowa, aufschließt, nimmt sie ein sonderbares Geräusch wahr. Bei genauerem Hinhören glaubt sie ein Miauen zu erkennen, das aus dem Kasten für zurückgegebene Bücher dringt. Und tatsächlich findet die Bibliothekarin zu ihrer großen Überraschung zwischen Klassikern und Liebesromanen ein halb erfrorenes Katzenjunges mit struppigem Fell. Vicki und ihre Kollegen kümmern sich um das kleine Tier, wärmen es und geben ihm zu fressen. Damit ist das Kätzchen, das sich bald als Kater entpuppt und den Namen Dewey erhält, adoptiert. Dewey offenbart schon rasch seine ungewöhnliche Wirkung auf Menschen: Er tröstet verzweifelte Einwohner, er heitert die Angestellten auf, indem er mit ihnen Verstecken spielt, er bringt traurige Kinder zum Lachen. Schnell spricht sich die Geschichte des einfühlsamen Katers herum, bis schließlich Fernsehteams aus der ganzen Welt anreisen. Als Dewey im Winter 2006 im stolzen Katzenalter von 19 Jahren stirbt, ist er eine internationale Berühmtheit. Und die Begeisterung für den außergewöhnlichen Kater ist ungebrochen. Das Leben der berühmtesten Katze der Welt wird verfilmt mit Meryl Streep in der Hauptrolle. Sie spielt Vicki Myron, Deweys „Mutter“ und Autorin unseres Buches.
Vicki Myron wurde in Spencer geboren und ist auf einer Farm im Süden Monetas aufgewachsen. Nachdem sie die Highschool abgeschlossen hatte, ist sie nach Minnesota gezogen, wo sie heiratete. Sie machte ihren Bachelor- und Masterabschluss in Kansas und kehrte nach Spencer zurück. Dort arbeitete die Autorin in der städtischen Bibliothek, dessen Leiterin Vicki Myron ab 1987 25 Jahre lang war. 2007 entschloss sie sich „Dewey und ich“ zu schreiben. (ros)
Leseprobe:
©Page & Turner©
Mitten in Amerika, zwischen dem Mississippi im Osten und den Wüsten im Westen, erstreckt sich eine tausend Quadratkilometer große Ebene. Dort gibt es keine Berge, aber Hügellandschaften. Es gibt Flüsse und Bäche und ein paar große Seen. Der Wind hat die Felszungen bearbeitet und zuerst Staub aus ihnen gemacht, dann Erde, danach Ackerboden und schließlich gutes, schwarzes Farmland. Hier draußen verlaufen die Straßen gerade, erstrecken sich in langen, durchgehenden Linien bis zum Horizont. Es gibt keine Biegungen, nur gelegentliche, kaum merkliche Kurven. Das Land wurde für die Farmen unter die Lupe genommen und kartiert; die Kurven dienen als leichte Korrekturen. Ausnahmslos jeder Kilometer, jede Straße wird von einer anderen, fast völlig geraden Straße durchschnitten. Dazwischen befindet sich ein Quadratkilometer Ackerland. Man nehme eine Million dieser Quadratkilometer, reihe sie aneinander und schaffe auf diese Weise eine der bedeutendsten landwirtschaftlichen Regionen weltweit. Die Great Plains, der Brotkorb, das Herzland. Oder, wie es von Vielen genannt wird, die Gegend, die man auf dem Weg irgendwo anders hin überfliegt. Sollen sie ihre Ozeane und Alpen, ihre Strände und Skidomizile haben. Ich habe Iowa. Im Winter in Nordwest-Iowa schluckt der Himmel förmlich die Farmhäuser. An kalten Tagen, wenn die dunklen Wolken über die Ebene hinwegfegen, scheinen sie die Erde unter sich regelrecht umzupflügen. Im Frühling, wenn alles eben und verlassen ist und die gekappten Maisstrunke in dem braunen Boden darauf warten, untergepflügt zu werden, sind Himmel und Erde perfekt austariert, wie ein Teller auf einem Stock. Aber im Spätsommer könnte man schwören, der Boden würde sich in die Höhe schrauben und den Himmel geradezu aus dem Gesichtsfeld schieben. Der Mais steht drei Meter hoch, leuchtend grüne Blätter mit golden schimmernden Quasten an der Spitze. Meist verschwindet man darin und ist inmitten dieser Maiswände verloren. Aber wenn man sich auf eine kleine Erhöhung der Straße stellt, eine Steigung von nur einem Meter, kann man die endlosen Felder überblicken, Gold auf Grün, fedrige Fahnen, die in der Sonne glänzen. Diese Fahnen sind die männlichen Blüten des Maises, die den Pollen einfangen, wenn sie einen Monat lang goldgelb im Wind wehen und anschließend unter der hartnäckigen Sonne langsam austrocknen und braun werden. Das liebe ich so an Nordwest-Iowa: Es ist immer anders. Nicht so, wie sich Vorstädte ändern, in denen ein Kettenrestaurant vom nächsten abgelöst wird, oder wie sich Städte ändern, in denen sich die Häuser immer dichter drängen und höher aufragen, sondern so, wie sich das Land ändert, in sanftem Takt gemächlich hin und her, der jedoch stets nach vorn strebt, nie besonders schnell. Hier draußen gibt es nicht viele Geschäfte. Keine Heimwerkermärkte. Keine Farmermärkte. Die Gehöfte, die von Jahr zu Jahr weniger werden, säumen die Straße. Die Städte tauchen plötzlich auf, mit Schildern wie „Das Juwel in der Krone von Iowa“ oder „Die goldene Schnalle des Maisgürtels“, und sind ebenso schnell wieder verschwunden. Zwei Minuten, und schon sind sie weg.
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Literaturangabe:
MYRON, VICKI; WITTER, BRET: Dewey und ich. Die wahre Geschichte des berühmtesten Katers der Welt. Page & Turner Verlag, München 2009. 384 S., 17,95 €.
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