Werbung

Werbung

Werbung

Claudio Paglieris Roman „Kein Schlaf für Commissario Luciani“

Claudio Paglieris Kriminalroman der Gegensätze

© Die Berliner Literaturkritik, 23.07.09

Von Anna Weisheit

Kaltblütig wird die 25-jährige Barbara Ameri im Büro ihres Arbeitgebers, eines Brokers, umgebracht. Da sich der zuständige Kommissar Luciani nach seinem letzten Fall beurlauben ließ, ist sein Stellvertreter Giampieri nun allein verantwortlich.

Dieser setzt alle Hebel in Bewegung, um den wahren Täter zu fassen, was sich allerdings als schwierig erweist, da ständig neue Verdächtige auftauchen, die sich in widersprüchliche Aussagen verstricken. Hauptverdächtiger ist zuerst der Arbeitgeber des Opfers, Mantero, da er sich den Ermittlungen in den Weg stellt und auf manche Fragen schlichtweg die Aussage verweigert. Das tut er aber nicht, weil er der Mörder ist, sondern weil er unter dem Deckmantel einer Wohltätigkeitsorganisation Drogen in andere Länder schafft.

Nachdem Mantero als Täter nicht mehr in Frage kommt, steht Giampieri wieder am Anfang seiner Ermittlungen. Unterdessen versuchen seine Kollegen immer wieder, Kommissar Luciani zurück in den Dienst zu holen, da sie Giampieri nicht zutrauen, den Fall allein zu lösen. Luciani bleibt bei seiner Entscheidung, ermittelt jedoch, ohne das Wissen der Polizei, im Auftrag von Barbaras Eltern. Schnell wird ein neuer Verdächtiger gefunden und nach dessen angeblichem Selbstmord gilt der Fall als gelöst und wird zu den Akten gelegt. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und nichts ist wie vorher.

Claudio Paglieri gelingt es, den Leser bis zur letzten Seite im Unklaren über die Identität des Täters zu lassen. Der Krimi ist wie ein Protokoll aufgebaut, mit Angaben über Wochen und Tage. Außerdem wechselt die personale Perspektive immer zwischen den beiden Protagonisten Luciani und Giampieri, wie wir jeweils am Anfang eines Kapitels erfahren. Dadurch bekommt der Krimi auch seinen ganz besonderen Reiz, da wir Einblick in die Gefühlswelt und Ermittlungsweisen von zwei grundverschiedenen Männern bekommen. Auf der einen Seite steht Giampieri, ein ehrgeiziger und unerfahrener junger Polizist, der sich gerne mit schönen Frauen umgibt und auch Drogen gegenüber nicht abgeneigt ist und bei seinen Nachforschungen blind auf seinen Computer setzt. Im Gegensatz dazu wird Luciani als erfahrener und angesehener, auf seine Intuition vertrauender Kommissar beschrieben, der seit seiner Beurlaubung nach einer neuen Lebensaufgabe sucht.

Die Übersetzung ist flüssig, auch liefert der Übersetzer in Fußnoten Erklärungen für typisch italienische Begriffe, die nicht ins Deutsche übertragbar sind. Allerdings fallen die zahlreichen Rechtschreibfehler etwas negativ auf. Die genauen Beschreibungen der Orte und Personen ermöglichen es, sich in die Geschichte zu vertiefen und beim Lesen völlig die Zeit zu vergessen. Paglieri gelingt es mit viel Witz und Charme die Leseerwartung weit zu übertreffen.

Literaturangabe:

PAGLIERI, CLAUDIO: Kein Schlaf für Commissario Luciani. Übersetzt aus dem Italienischen von Christian Försch. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 476 S., 9,95 €.

Weblink:

Aufbau Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: