BERLIN (BLK) – Die Akademie der Künste in Berlin widmet sich seit Mittwoch (16. April 2008) dem künstlerischen Erbe von 1968. Am Pariser Platz wird dazu eine Retrospektive des Fotografen Michael Ruetz gezeigt. Außerdem ist bis Ende Juli ein Programm aus Musik, Theater, Bildender Kunst, Literatur und Film geplant. Nach den Worten von Akademie-Präsident Klaus Staeck soll die Reihe „keine Nostalgieveranstaltung“ werden, sondern die Epoche vor 40 Jahren als Zeit des Aufbruchs in der Kunst beleuchten. „Ich bin kein 68er“, stellte Staeck (70) klar. Es sei aber ein legitimes Anliegen der Akademie, sich mit dem Thema zu befassen, da viele ihrer Künstler in der Zeit aktiv gewesen seien oder geprägt wurden.
Fotograf Ruetz (Jahrgang 1940) kann wenig damit anfangen, als 68er bezeichnet zu werden. „Ich war einfach Begleiter und Beobachter“, sagte er. Auf rund 130 Schwarz-Weiß-Fotografien sind nicht nur die bekannten Protagonisten wie Rudi Dutschke, Rainer Langhans und Fritz Teufel zu sehen, sondern auch neugierige Berliner Zaungäste, ein Polizist, der sich vor den Fotografen versteckt, oder ein junger Ilja Richter, der in Rockerpose auf der Fensterbank seiner Eltern steht.
Bei der documenta 1972 hielt Ruetz Joseph Beuys im Boxring fest, eine der seltenen Aufnahmen, auf denen der Künstler ohne Hut zu sehen ist. Die zeitliche Spanne der Bilder reicht von den ersten Sitzblockaden an der Freien Universität Berlin 1967 bis zum berühmten Zettelkasten des Schriftstellers Arno Schmidt 1975. Die Ausstellung „1968. Die unbequeme Zeit“ öffnet am Donnerstag (17. April 2008) für das Publikum und endet am 27. Juli.
Aus der Sammlung des Plakatkünstlers Staeck ist am Pariser Platz erstmals ein Teil der Dokumente aus den Jahren 1965 bis 1975 zu sehen. In einer „68er Nacht der Literatur“ (6. Juni) diskutieren unter anderem Günter Grass, Volker Braun, Florian Havemann, Tanja Dückers, Ulrich Peltzer und Uwe Timm. Eine Theater- und Videoinstallation von Jutta Brückner und Anne Tismer widmet sich vom 3. bis zum 7. Juni „zwei deutschen Tragödien des 20. Jahrhunderts, Nationalsozialismus und RAF“ mit dem Titel „Bräute des Nichts – Der weibliche Terror: Magda Goebbels und Ulrike Meinhof“.
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