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Kerstin Ekman – Autorin und kritische Nobel-Jurorin wird 75

Die Autorin des Bestsellers „Geschehnisse am Wasser“ feiert ihren Geburtstag

© Die Berliner Literaturkritik, 26.08.08

 

Von Thomas Borchert

STOCKHOLM (BLK) – Dass sie fast 20 Jahre nach ihrem weltweit beachteten Austritt aus der Schwedischen Akademie von dieser immer noch als Mitglied und damit als Jurorin für den Nobelpreis geführt wird, findet Kerstin Ekman nicht mehr der Rede wert. Vor ihrem 75. Geburtstag an diesem Mittwoch (27. August) hat die schwedische Schriftstellerin auf ihrem kleinen Anwesen Roslagen nördlich von Stockholm anderes im Kopf. Sie müsse bei all dem Regen draußen viel „nach dem Rechten schauen bei allem, das wächst“, verriet sie heimischen Zeitungslesern. Ansonsten schreibe sie viel und gerne, und sie lese viel. Kein Wort über den Nobelpreis.

Dabei hatte Ekmans Austritt 1989 aus dem Gremium, das jedes Jahr über den berühmtesten Literaturpreis der Welt entscheidet, international viel mehr Beachtung gefunden als die meisten ihrer mehr als 20 Romane. Weil die Schwedische Akademie zu den religiös begründeten „Todesurteilen“ und Morddrohungen gegen den britischen Autor Salman Rushdie schwieg, legte die Schwedin ihr Mandat nieder. Die Akademie erkennt den Austritt bis heute nicht an und hält Ekmans „Stuhl Nr. 15“ weiter frei, weil nach den mehr als 200 Jahre alten Statuten eine Mitgliedschaft auf Lebenszeit gilt und nicht abgegeben werden kann.

Das veranlasste die Autorin zu still ausgesprochenen, aber messerscharf formulierten Bemerkungen über die Akademie als „Rokokotheater“ und eine „Katakombenstimmung“, wenn der Nobelpreis ausgehandelt wird. Kurz nach dem Austritt schrieb sie, ihr selbst sei wohler, wenn sie einfach lesen und schreiben könne.

Kürzlich hat ihr das höchstes Lob der „Süddeutschen Zeitung“ für das neue 500-Seiten-Buch „Der Wald“ (Piper Verlag, München) eingebracht: Eine „gewaltige, einzigartige Huldigung an den Wald im Allgemeinen und den schwedischen Wald im Besonderen“ habe Ekman geschrieben. Ihren Durchbruch in Deutschland und auch den größten Publikumserfolg im heimischen Skandinavien hatte sie Anfang der 90er Jahre mit „Geschehnisse am Wasser“, einer spannenden Geschichte aus dem extrem dünn besiedelten Norden Schwedens, in der Ekman auf hohem literarischen Niveau Krimielemente mit Gesellschaftskritik zusammenfügt.

Mit lupenreinen Krimis hatte Ekman Ende der 50er Jahre ihre schriftstellerische Arbeit begonnen. Knapp ein halbes Jahrhundert später verfasst sie höchst produktiv weiter Romane, Erzählungen, Essays, Zeitungsartikel zu aktuellen Fragen und Drehbücher: „Der Mensch ist dazu geschaffen, produktiv zu sein“, sagt sie.


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