MÜNCHEN(BLK) – Im August 2009 erschien „Der Global Deal“ im C.H. Beck Verlag und verrät „Wie wir dem Klimawandel begegnen und ein neues Zeitalter von Wachstum und Wohlstand schaffen“.
Klappentext: Unter den Gesichtspunkten Klimawandel - Wirtschaftswandel - Politikwandel entwirft Lord Stern ein Szenario, den CO2-Ausstoß bis 2050 um 80 Prozent (im Vergleich zu 1990) zu reduzieren. Dieses notwendige Ziel ist nur zu schaffen, wenn eine Technologie-Revolution zu Gunsten erneuerbarer Energien einsetzt, in diesen Wirtschaftssektor massiv investiert wird und neue Jobangebote entstehen. Im Dezember 2009 trifft sich die Weltgemeinschaft in Kopenhagen, um über die Zukunft der Welt-Klimapolitik zu beraten. Es gilt neu zu definieren, was „gerechte“ Lösungen sind, welche Maßnahmen die ärmsten Länder tragen können und welche Verantwortung die sogenannten „Industrienationen“ übernehmen müssen. Dafür ist es erforderlich, einen weltweiten Konsens zu erarbeiten und umzusetzen.
Nicholas Stern weist einen Lebenslauf vor, der sich besonders in Umweltschutz-Kreisen sehen lässt: Der 1946 geborene Autor war von 1994 bis 1999 Chefökonom der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, von 2000 bis 2003 Chefökonom und Vizepräsident der Weltbank. 2006 legte er den „Stern-Report“ genannten Bericht The Economics of Climate Change der britischen Regierung vor, der weltweit Aufsehen erregte und zum ersten Mal die wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels offerierte. Lord Stern leitet heute das „Grantham Research Institute on Climate Change and Environment“ an der London School of Economics (LSE). (ros)
Leseprobe:
©C.H.Beck©
Kapitel 1
Warum es ein Problem gibt und wie wir es lösen können
Wir beginnen an einem schwierigen Ausgangspunkt und bewegen uns auf einem gefährlichen Weg. Die grundlegenden naturwissenschaftlichen Aspekte sind einfach und klar. Seit der industriellen Revolution haben wir Jahr für Jahr mehr Treibhausgase ausgestoßen, als der Planet absorbieren kann, vor allem während des schnellen und energieintensiven Wachstums der letzten 60 Jahre. Diese Gase halten die von der Erde refl ektierte Sonnenwärme fest und verursachen eine globale Erwärmung. Das wiederum verursacht Klimawandel mit direkten Auswirkungen auf unsere Lebensweise. Eine Fortsetzung der gegenwärtigen Praxis wird uns bis zum Ende dieses Jahrhunderts dahin führen, dass in den folgenden Jahrzehnten eine globale Erwärmung um 5 °C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter wahrscheinlich ist. Temperaturanstiege in dieser Höhe werden das Klima und die Umwelt so schwer in Mitleidenschaft ziehen, dass es massive Migrationsbewegungen, globale Konfl ikte und schwere Verwerfungen und Härten geben wird.
Die beiden größten Probleme unserer Zeit – die Überwindung der Armut in den Entwicklungsländern und die Bekämpfung des Klimawandels – sind unauflöslich miteinander verbunden. Ein Scheitern beim einen wird die Anstrengungen zur Lösung des anderen untergraben. Ein Ignorieren des Klimawandels würde zu einer für Entwicklung und Armutsreduzierung immer feindlicheren Umwelt führen, aber der Versuch, den Klimawandel anzugehen, indem man Wachstum und Entwicklung Fesseln anlegt, würde die für einen Erfolg so wichtige Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern beschädigen, wahrscheinlich sogar irreparabel. Entwicklungsländer können die Entwicklung nicht «auf Stand-by schalten», während sie die Emissionen senken und Technologien wechseln. Reiche und arme Länder müssen zusammenarbeiten, um CO2-armes Wachstum zu erreichen, aber wir können dieses Wachstum schaffen, und es kann stark und nachhaltig sein. CO2-intensives Wachstum wird sich schließlich selbst zerstören. Wir bringen Unklarheit in die Diskussion, wenn wir versuchen, eine künstliche Konkurrenz zwischen Entwicklung und Klimaschutz zu erzeugen.
Naturwissenschaftler haben auf hervorragende Weise Erkenntnisse über die Risiken dargelegt. Es ist jetzt Aufgabe von Analysten und Entscheidungsträgern, Strategien zu entwerfen, um diese Risiken zu reduzieren und eine realistische und attraktive Alternative zum Weg des CO2-intensiven Wachstums zu schaffen, den wir bisher verfolgt haben. Wir sehen bereits die Umrisse eines Weges in die Zukunft, aber diese Maßnahmen und Strategien drehen sich um Anreize und Chancen für Investitionen und Technologien, und das relevante Handeln wird weitgehend von großen und kleinen Privatinvestoren kommen. Sie müssen eine zentrale Rolle beim Entwurf der Klimastrategie spielen.
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Literaturangabe:
STERN, NICHOLAS: Der Global Deal. Verlag C.H. Beck, München 2009. 287 S., 19,90 €.
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