BERLIN (BLK) - Bundespräsident Horst Köhler besucht am 6. Oktober in Berlin ein Gastspiel aus Namibia im Grips-Theater und eröffnet damit das Programm zum 40-jährigen Jubiläum. „Er ist ja praktisch auch unser Nachbar“, sagte Theaterchef Volker Ludwig unter Anspielung darauf, dass die Residenz des Bundespräsidenten, das Schloss Bellevue, ganz in der Nähe liegt. Das Berliner Kinder- und Jugendtheater macht sich mit dem neuen Stück von Volker Ludwig und Rüdiger Wandel, „Linie 2 - Der Alptraum“, selbst ein Geburtstagsgeschenk. Es wird am 16. Oktober uraufgeführt.
Für den 72-jährigen Grips-Gründervater Ludwig ist es kein „Nachfolger“ des Berliner Rockmusicals „Linie 1“ über eine „Geisterfahrt“ durch den Berliner „Untergrund“, sondern „eine nicht ganz ernst gemeinte Paraphrase auf ‚Linie 1’, wir nehmen uns damit auch ein bisschen selbst auf den Arm, mit etwas tieferem Sinn und Liedern aus unseren letzten 30 Jahren“, sagte Ludwig am Dienstag vor Journalisten.
„Nach dem Riesenerfolg mit der ‚Linie 1’ haben viele erwartet, dass ‚Linie 2 bis 9’ nachkommen, so wie ‚Rocky 1 bis 4’. Der Ruhm der ‚Linie 1’ verfolgt uns wirklich wie ein Alptraum, alles vom Grips wird daran gemessen. Deswegen jetzt endlich, zum 40-jährigen Grips-Jubiläum: ‚Linie 2 - Der Alptraum!’“. „Seit der ‚Linie 1’ kann ich schreiben was ich will, immer heißt es, ‚Linie 1’ war besser, das nervt schon auf die Dauer“, fügte Ludwig hinzu.
Am Berliner Hansaplatz war das Musical „Linie 1“ mit der Musik von Birger Heymann („Fahr mal wieder U-Bahn“) und den inzwischen legendär gewordenen „Wilmersdorfer Witwen“ am 30. April 1986 als „Vorfreude“ auf das offizielle Jubeljahr zur 750-Jahrfeier Berlins 1987 uraufgeführt worden. Inzwischen genießt es Kultstatus. Am Beispiel der zentralen U-Bahn-Strecke vom Bahnhof Zoo nach Kreuzberg und ihrem bunten Fahrgast-Mix entwirft das Stück ein schmissig-freches Alltagsbild der Großstadt. Das Gastspiel aus Namibia zeigt eine afrikanische Version.
„Linie 1“ wurde das meistinszenierte und meistgespielte und am besten besuchte Theaterstück im deutschsprachigen Raum mit internationalem Exporterfolg - von New York bis Jerusalem, von Kalkutta, Dublin und London bis Barcelona, Australien, Hongkong, Korea (dort gab es inzwischen mehrere tausend Aufführungen) und sogar 1988 ein Jahr vor ihrem Ende in die DDR. Reinhard Hauff brachte das Stück ins Kino, der Film eröffnete die Berlinale 1988. Das Stück machte Volker Ludwig zum meistgespielten Autor in Deutschland nach Shakespeare, Brecht und Molière. (dpa/beh)