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Köhler: „Deutsche Literatur verliert einen ganz Großen“

Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck schätzte an Rühmkorf vor allem seine „kritischen Beobachtungen über die Gesellschaft“

© Die Berliner Literaturkritik, 10.06.08

 

HAMBURG / BERLIN (BLK) – Mit dem Tod Peter Rühmkorfs verliert die deutsche Literatur der Gegenwart nach den Worten von Bundespräsident Horst Köhler „einen ganz Großen“. Seine Lyrik sei unverwechselbar, betonte das Staatsoberhaupt in seinem Kondolenzschreiben an die Witwe des Schriftstellers. Rühmkorf war am Sonntag (8. Juni 2008) in seinem Haus in Schleswig-Holstein im Alter von 78 Jahren an Krebs gestorben.

„Seine einzigartige Verbindung von Intelligenz und Humor, von Melancholie und Spielfreude, von privatesten Empfindungen und öffentlichen Anliegen hat die Leser immer wieder erstaunt und begeistert. Seine hohe Kunst, sich buchstäblich auf alles einen Reim zu machen, bringt auch die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Widersprüche des Lebens vielleicht doch versöhnbar sind“, betonte Köhler und fügte hinzu: „Die Leser und Freunde großer Dichtkunst haben ihn nicht nur verehrt, sondern geliebt. Sie werden ihn nicht vergessen.“

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bezeichnete Rühmkorf als „einen Schriftsteller von großer Lebensklugheit, einen Dichter von Rang und einen scharfzüngigen, politisch engagierten Chronisten“. Mit seinem Werk habe er „ein ebenso beeindruckendes wie schonungsloses Porträt unserer Zeit gezeichnet“. Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck (SPD) würdigte Rühmkorf als „großen Schriftsteller“ mit gesellschaftspolitischem Engagement. „Er hatte Stil, Witz und Eigensinn, seine Poesie konnte auch polarisieren. Er war ein sprachmächtiger Aufklärer, links und frei“, sagte Beck.

Mit Trauer und tiefer Betroffenheit reagierten Schriftstellerkollegen auf den Tod von Rühmkorf. „Die deutsche Literaturszene verliert nicht nur einen ihrer streitbarsten Köpfe, sondern auch einen der großen Lyriker der Nachkriegszeit, Hamburg einen seiner bedeutendsten Schriftsteller“, sagte der Sprecher der Hamburger Autorenvereinigung, Peter Schmidt. Die Schriftstellerin Ulla Hahn nannte Rühmkorf ein großes Vorbild: „Rühmkorf konnte wirklich alles. Er brauchte keine großen Themen, keine großen Worte, um große Gedichte zu schreiben.“

Die Akademien der Künste in Hamburg und Berlin trauerten um ihr Mitglied Peter Rühmkorf. „Er war ein Mensch ohne Attitüden, unglaublich sensibel. Aber wenn er sich geöffnet hat, ein wunderbarer Freund“, sagte sein langjähriger Freund und Präsident der Hamburger Akademie der Künste, Armin Sandig, der dpa. „Mit Peter Rühmkorf haben die Akademie der Künste und ich selbst einen treuen und stets verlässlichen Freund verloren, der sich zeitlebens eingemischt hat, wenn er Unrecht witterte“, betonte der Berliner Akademie-Präsident Klaus Staeck. „Wie kein zweiter hat er Poesie und gesellschaftliches Engagement auf wunderbare Weise verbunden.“

Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) schätzte an Rühmkorf vor allem seine „kritischen Beobachtungen über die Gesellschaft“, die er mit feiner Melancholie verband. Weil er – als man dem Reim nicht mehr über den Weg traute – die Tradition vom Barock bis Gottfried Benn reanimierte und Reime schuf, die in jedem „Creative Writing“-Kurs als Anschauungsmaterial dienen können. „Weil er sich für den früh verstorbenen Wolfgang Borchert einsetzte (…). Kurzum, mit ihm, der sich vorstellte, dereinst im Jenseits mit Ringelnatz und George Grosz eine Skatrunde zu bilden, ist ein ganz und gar unverwechselbarer Dichter von uns gegangen.“ (dpa/wip)


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