MÜNSTER (BLK) - Weltweit ist Münster einer der wichtigsten Orte der Bibelwissenschaft: Das dortige Institut für Neutestamentliche Textforschung wird 50 Jahre alt. Bundespräsident Horst Köhler würdigte dessen Errungenschaften am Mittwoch (9.12.) bei einem Festakt an der Westfälischen Wilhelms-Universität. „Früher mussten Wissenschaftler durch die halbe Welt reisen, um die verstreuten Handschriften zu suchen, heute kommen sie nach Münster und können alles an einem Ort vergleichen und auswerten.“ In absehbarer Zeit werde es möglich sein, dafür nur die Internetseite des Instituts besuchen zu müssen.
Die Münsteraner Wissenschaftler widmen sich seit 1959 der Aufgabe, den griechischen Urtext des Neuen Testamentes zu erforschen und zu rekonstruieren. Weltweit bekanntgeworden ist das „Novum Testamentum Graece“. Das 1898 zum ersten Mal und inzwischen in der 27. Auflage erschienene Werk ist eine Rekonstruktion der griechischen Texte des Neuen Testaments. „Jeder Theologiestudierende kennt es, es steht in nahezu jedem Pfarramt der Welt“, wie die Universität berichtete.
Hauptaufgabe des Instituts ist mittlerweile die Große Ausgabe des griechischen Neuen Testaments, die „Editio Critica Maior“. Sie basiert erstmalig auf dem gesamten Material der erhaltenen rund 5500 griechischen Handschriften, den alten Übersetzungen und den neutestamentlichen Zitaten in der antiken christlichen Literatur.
Köhler erinnerte an die Anfänge der Forschungsstelle unter dessen Gründer Kurt Aland. „Aland hat die Suche nach den Puzzleteilen systematisiert. Er reiste von russischen bis zu den griechischen Klöstern, vom Balkan bis zum Sinai, um alte Handschriften des Neuen Testaments aufzuspüren und zu fotografieren“, so der Bundespräsident. „Er sammelte sie und machte sie hier im Institut zugänglich.“ (dpa/olb)