MÜNCHEN (BLK) – Christian Jostmann rezensiert in der „Süddeutschen Zeitung“ das Buch „Blutiger Karneval. Der Sacco di Roma 1527 – eine politische Katastrophe“ des Schweizer Historikers Volker Reinhardt. Die Plünderung Roms durch die deutschen Landsknechte im Jahre 1527 ist für Reinhardt ein „Haupt- und Lehrstück der europäischen Erinnerung“.
1527 herrscht schon seit vielen Jahren ein erbitterter Kampf zwischen dem König von Spanien und deutschen Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich um die Vorherrschaft in Oberitalien. Papst Clemens VII. versuchte, den Streit der Großen zur Stärkung des Kirchenstaates auszunutzen, zuungunsten Karls V., dem es schließlich nicht mehr möglich war, seine Söldnerarmee in Italien zu finanzieren. Der Zorn der unbezahlten Söldner entlud sich in der Folge am 6. Mai 1527 über Papst Clemens VII., der in die Engelsburg fliehen und zusehen musste, wie die meuternden deutschen Landsknechte und ihre spanischen Verbündeten seine Stadt einnahmen und sich dort monatelang austobten.
Die Leistung des Buches sei es, eine gute Geschichte gut zu erzählen, lobt der Rezensent. Allerdings sei ihm angesichts anderer geschichtlicher Ereignisse zur Zeit Karls V. nicht klar, warum Reinhardt den Sacco di Roma zu einem derart bedeutend-historischen Ereignis erhebt. In Anbetracht der Zerschlagung Ungarns (1526) und Belagerung Wiens (1529) durch die Türken „wirkt der Sacco di Roma eher wie ein Kollateralschaden der Geschichte“. (jud)
Literaturangaben:
REINHARDT, VOLKER: Blutiger Karneval. Der Sacco di Roma 1527 – eine politische Katastrophe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. 144 S., 24,90 €.
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