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Schutz vor Schleichwerbung

Das P steht für bezahlte Produktplatzierung

© Die Berliner Literaturkritik, 14.05.10

Von Bernd Zeller

Das Verbraucherschutzministerium, das ist das Gegenstück zum Heimatschutzministerium in Amerika, hat eine Maßnahme durchgesetzt, die uns Verbraucher vor Schleichwerbung im Fernsehen bewahrt, indem bei jeder Sendung und jedem Film, in dem bezahlte Produktplatzierung vorkommt, am Beginn zur Warnung ein P eingeblendet werden muss. Damit ist es dann gar keine Schleichwerbung mehr, da der Konsument darüber aufgeklärt wurde, dass er manipuliert werden sollte, somit mutiert er zum mündigen Partner der Werbung.

Solange man den Krimi oder das an den grünen Klippen spielende emotional aufwühlende Beziehungsdrama nur als passiver Zuschauer verfolgte, stellte sich häufig das Gefühl der Langeweile ein, weil die Handlung von der Unterhaltungsredaktion abgenommen werden muss, die auf Vorhersehbarkeit Wert legt, dagegen fühlt man sich in P-Sendungen als informierte Stütze der Wirtschaft und Erhöher der Nachfrage ernstgenommen, weshalb man über Schwächen der Dramaturgie gern hinweggeht.

Hatte Schleichwerbung noch auf die unterschwellige Wirkung gesetzt, offenbart Produktplatzierung, dass der Film nur nebenbei zu Unterhaltungszwecken dient und vielmehr ein Umfeld für das platzierte Produkt bilden soll. Damit ist die Botschaft verbunden, dass man uns Zuschauer nicht mehr als nötig mit Werbeblöcken behelligen möchte, in denen vielleicht noch Rabatte auf Schnäppchenpreise versprochen werden müssen, und uns stattdessen vermittelt, dass wir auch Markenartikel, die wir nicht unbedingt brauchen, dennoch in unserem Leben platzieren können. Das Leben schreibt die besten Geschichten, jedenfalls im Vergleich zu herkömmlichen Serien, da hat es auch die besten Produktplatzierungen verdient.

Zusätzliche Spannung gewinnt das Fernsehereignis dadurch, dass außer dem P keine Information darüber gegeben wird, um welches platzierte Produkt es sich handeln wird. Damit wird das Fernsehen wieder zum gesamtfamiliären Erlebnis. Alle können mit raten, was beworben wird, und wer das Produkt zuerst entdeckt, hat gewonnen.

Die Sender werden vermutlich bei jeder Sendung das P einblenden, nur um den Eindruck zu vermeiden, hier würde so billig produziert, weil sich kein Produktplatzierungskunde gefunden hat.

Literaturangabe:

ZELLER, BERND: Komik & Satire - Für Journalisten und Autoren. Autorenhaus Verlag, Berlin 2008. 120 S., 14, 90 €.


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