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Schäfers Qualen

Georg Haderer lässt Johannes Schäfer auf Mordjagd gehen

© Die Berliner Literaturkritik, 21.04.10

INNSBRUCK (BLK) – Georg Haderers Krimi „Schäfers Qualen“ wurde im August 2009 vom Haymon Verlag veröffentlicht.

Klappentext: Georg Haderer – die Krimi- Neuentdeckung aus Österreich: Die Vergangenheit ist ein Hund – und wenn sie zubeißt, lässt sie einen nicht mehr los. Diese schmerzhafte Erfahrung macht Johannes Schäfer von der Wiener Kriminalpolizei, als er in einem Mordfall in Kitzbühel ermittelt: Ein Unternehmer aus der Stadt wurde bewusstlos geschlagen und an einem Gipfelkreuz aufgehängt. Wenig später geschieht ein zweiter brutaler Mord. Dass die Fälle zusammenhängen, scheint auf der Hand zu liegen – aber plant der Täter noch weitere Morde? Und wie passt der ehemalige RAF-Terrorist ins Bild, auf den Schäfer bei seinen Nachforschungen stößt? Georg Haderer beweist in seinem Krimi-Debüt echte Page-Turner- Qualitäten: Blutig gefärbtes Lokalkolorit, pointierte Dialoge und satirische Seitenhiebe auf die Kitzbüheler Gesellschaft gehen hier einher mit einer atemlos spannenden Mörderjagd und einem Ermittler, der seine Vergangenheit öfter, als ihm gut tut, mit Vogelbeerschnaps vergessen will. Spannend wie Arne Dahl, emotional wie Fred Vargas und abgedreht wie Wolf Haas.

Georg Haderer ist 1973 in Kitzbühel / Tirol geboren und lebt nun in Wien. Nach einem abgebrochenen Studium und einer vollendeten Schuhmacherlehre arbeitete er als Journalist, Barmann, Landschaftsgärtner, Skilehrer und ist heute als Werbetexter tätig. „Schäfers Qualen“ ist sein Debüt, ein weiterer Roman rund um Polizeimajor Schäfer ist bereits im Entstehen. (olb)

Leseprobe:

©Haymon Verlag©

Er achtete nicht auf das schrille Piepsen der Multifunktionsuhr, die ihm mitteilte, dass sein Herz über 125-mal pro Minute schlug. Das Gipfelkreuz war in Sicht; und die letzten hundert Meter verdienten diese Anstrengung. Bislang war es ein makelloser Tag gewesen. Als er seinen Geländewagen auf dem Parkplatz abgestellt hatte, war kein weiteres Fahrzeug dort gestanden, und auch auf dem Weg hinauf war er niemandem begegnet; abgesehen von ein paar schlaftrunkenen Kühen, die im taunassen Gras standen, noch so lethargisch, dass ihre Glocken nur vereinzelt zu hören waren. Zu seiner Rechten rauschte der Bach, der den Graben im Sommer angenehm kühl hielt. Nach einer halben Stunde war der geschotterte Fahrweg zu Ende. Ab hier führte ein schmaler Wanderweg über steile Almwiesen zum Grat hinauf, der sich fast drei Kilometer, dafür nur sanft ansteigend, zum Gipfel zog. Noch lagen die Wiesen im Schatten, doch über die Bergkette im Osten schob sich bereits der gleißende Scheitel der Sonne und in zwei Stunden würde es auf dem unbeschatteten Weg sehr heiß werden. Früher hatte Steiner die Hitze gemocht. War stundenlang in der prallen Sonne unterwegs gewesen. Doch mittlerweile setzte sie seinem Kreislauf zu und er suchte den Schatten, wo es nur ging. Das war jedoch nicht der einzige Grund, warum er sich am Abend vor einer Bergtour den Wecker auf fünf Uhr stellte. Er wollte der Erste am Gipfel sein, und er wollte so wenigen Menschen wie möglich begegnen. An Wochenenden standen die Chancen dafür schlecht. Zu viele Wanderer, und vor allem zu viele Junge, die eine Stunde nach ihm losgehen konnten und dennoch vor ihm oben waren. Simon Steiner war sechzig, für sein Alter außergewöhnlich gut in Form und gestand sich seine nachlassende Körperkraft umso widerwilliger ein. Doch an diesem Tag hatte er nichts auszusetzen. Mit vom Schweiß brennenden Augen wanderte er über den Grat zum Karstein. Aus dem trockenen, fast kniehohen Gras sprangen Insekten an seinen Waden hoch und zwangen ihn immer wieder dazu, sich leicht zu bücken und nach ihnen zu schlagen. Die Sonne blendete ihn mittlerweile so stark, dass er nur auf den schmalen, steinigen Weg vor ihm blickte. Nun, wegen des Panoramas kam er ohnehin nicht herauf – daran hatte er sich schon längst sattgesehen. Er sah in sich hinein. Und manche Bilder und Gedanken ließen sich besser ertragen, während der Körper an der Grenze der Belastbarkeit war. Sie hatten ihn lange in Ruhe gelassen. Warum drängten sie in letzter Zeit so an die Oberfläche? Warum ängstigten sie ihn so sehr, dass er schon an Verfolgungswahn zu leiden begann? Fast dreißig Jahre später. Auf dem letzten Stück zum Gipfel hob er den Blick und blieb erschrocken stehen. Da lehnte jemand mit dem Rücken zu ihm am Gipfelkreuz. Wer war werktags so früh am Berg? In den meisten Fällen Leistungssportler, die ihr Trainingspensum vor der Arbeit absolvierten und nur kurz heroben blieben. Er ging weiter. Als er ein paar Meter vom Gipfelkreuz entfernt war, drehte sich der andere um. Steiner grüßte und hielt sich die Hand an die Stirn, um sein Gegenüber erkennen zu können. Er sah einen Arm, der ausholte, in der Hand die Umrisse eines Eispickels. Dann nichts mehr.

©Haymon Verlag©

Literaturangabe:

HADERER, GEORG: Schäfers Qualen. Haymon Verlag, Innsbruck 2009. 272 S., 17,90 €.

Weblink:

Haymon Verlag


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