Von Alexandra Balzer
Die Krefelder Autorin Ingrid Schmitz bespielt in ihrem neuen Roman gleich zwei Welten. Der Kriminalroman „2 Leben – 1 Tod“ ist ein normales Buch – zugleich sind Figuren daraus und auch die Autorin in der virtuellen Welt von „Second Life“ (SL) im Internet unterwegs. Der klassische Krimi spielt am Niederrhein. In der Szenerie der simulierten 3D-Welt können die Leser sich ein Bild davon machen und sogar den Tatort besuchen. „Diesen Schritt hat bisher noch kein Autor gewagt“, erzählt die 53-Jährige stolz.
Eine Verbindung zwischen den Welten aus Papier und Pixel schafft aus Sicht der Autorin Vorteile: „Die Protagonisten werden dadurch greifbar. Die Figuren haben eine Persönlichkeit“, sagt Schmitz. Man kann die Detektivin und einen dubiosen Betrüger aus dem Roman besuchen und sich sogar mit ihnen unterhalten – im Zweitleben. Dabei steuert die Autorin selbst mehrere Figuren – die sogenannten Avatare – durch die Scheinwelt des Computers. Sie steht Rede und Antwort und kann sogar für Sightseeing-Touren zu den Roman-Schauplätzen angeheuert werden.
Der 307 Seiten dicke Krimi beginnt in der realen Welt: Hobby-Spürnase Mia Magaloff ist auf dem Weg zu einer alten Dame. Dort soll sie einen Gegenstand für den Trödelmarkt abholen. Magaloff ist besorgt, denn die Frau macht einen sehr verwirrten und verwahrlosten Eindruck. Beim Versuch, der betagten Dame zu helfen, trifft die Detektivin auf deren Sohn Malvin. Doch der ist nur auf eins fixiert: sein virtuelles Leben in SL. Um mit ihm in Kontakt treten zu können, steigt Magaloff in seine Welt ein. Schon bald wird sie dort von anderen vor Malvin gewarnt. Sie findet schließlich seinen Avatar blutüberströmt auf dem Boden liegen und muss bei der Auflösung des Kriminalfalls in beiden Welten herumschnüffeln.
Die Idee der Autorin, in einem Roman die reale mit der virtuellen Welt zu verbinden und das Ganze dann auch noch ins Internet zu hieven, überzeugte auch den Düsseldorfer Droste Verlag. Gemeinsam schufen Verlag und Autorin in SL die „Literaturburg“, in der Pixel-Figur Sameja Lomba alias Schmitz „wohnt“. Der Verlag unterstützt das crossmediale Tun der Autorin: „Wir übernehmen die monatliche Pachtgebühr für die Burg“, sagt Felix Droste.
Im Jahr 2003 ging die von der Firma Linden Lab in San Francisco fürs Internet entwickelte Simulation an den Start. Schnell fanden sich rund um den Globus Nutzer: Inzwischen haben sich weltweit neun Millionen Menschen registriert. Rund um die Uhr sind täglich bis zu 70 000 Nutzer unterwegs und schaffen Events: Unternehmen machen Werbung, Universitäten übertragen Vorträge.
Seit 2006 ist Schmitz ebenfalls in der virtuellen Welt unterwegs. Ihr Alter Ego Sameja Lomba eröffnete dort einen eigenen Buchladen. Als sie dort einen Kurzkrimi publik machte und auch zum Kauf anbot, wurde sie in beiden Welten populär. Schnell wurden Kollegen, Verlage und Medien auf ihr multimediales Treiben aufmerksam, besuchten die Autorin in ihrem Zweitleben, wollten mit ihr ins Geschäft kommen. „Sowas hat es da vorher eben noch nicht gegeben“, sagt Schmitz.
Literaturangaben:
SCHMITZ, INGRID: 2 Leben – 1 Tod. Droste Verlag, Düsseldorf 2009. 315 S., 9,95 €
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