Im Fadenkreuz zwischen Mafia und US-Geldadel
Fans des amerikanischen Bestsellerautoren Nelson DeMille (66) können sich wieder auf Hochspannung freuen: In seinem neuen Thriller „Das Vermächtnis“ knüpft der Schriftsteller an seinen Erfolgsroman „In der Kälte der Nacht“ von 1990 an. Hauptfigur ist erneut der gut situierte Wallstreet-Anwalt John Sutter. Zehn Jahre nachdem seine Frau ihren Geliebten, den einstigen Mafia-Boss Frank Bellarosa, ermordet hat, kehrt Sutter an die „Goldküste“ von Long Island zurück. Als er den Sohn des Paten trifft, holt die Vergangenheit ihn unweigerlich ein: Erneut gerät er in ein hochexplosives Minenfeld zwischen der Mafia und dem US-Geldadel. DeMille, der inzwischen 30 Millionen Bücher verkauft hat, erzählt die Geschichte dicht, spannend und mit viel Liebe für seine Figuren. Sein schwarzer Humor klingt manchmal freilich allzu gewollt. Allerdings macht er selbst keinen Hehl daraus, dass er nicht unbedingt den Literaturnobelpreis anstrebt. „Charles Dickens war ein populärer kommerzieller Schreiber, und heute gelten seine Bücher als Klassiker“, sagte er kürzlich. „Vielleicht werden von meinen Büchern auch mal einige Klassiker. Aber wenn nicht, dann eben nicht.“
Qius detailreiches Bild des neuen Chinas
Qiu Xiaolong, in den USA lebender Autor chinesischer Krimis, kann auch ganz anders. In seinem Erzählband „Das Tor zur Roten Gasse“ zeichnet er ein Bild der Entwicklung in China zwischen 1949 und 2005, das durch seinen Detailreichtum fasziniert. In der Gasse kommen allabendlich die Bewohner zusammen, um sich gegenseitig mit kleinen Geschichten zu unterhalten. Sie sprechen über Schicksale in den Wirren der Kulturrevolution, über den Arbeiterdichter Bao, der schließlich den besten Tofu-Stand der Stadt eröffnet, oder über den Fußmasseur Ding, der als Selbstständiger von seinem (falschen) Image als Homosexueller lebt. Jedem Kapitel stellt Qiu eine Wandzeitung voran, auf der die wichtigsten Ereignisse des Jahres zusammengefasst sind. Dort ist immer wieder von großartigen Siegen und Erfolgen von Partei und Staat zu lesen. Doch der Alltag sieht anders aus. Bosheit und Liebe werden in den Storys sichtbar, aber vor allem Überlebenswille und Einfallsreichtum bis hin zum neuen Reichtum. Durch die veränderte Wirtschaft entsteht eine dekadente Klasse, die traditionelle Grausamkeiten wieder aufleben lässt - wie zum Beispiel als besondere Delikatesse lebenden Affen das blutige Hirn aus dem Kopf zu schöpfen
Faradays faszinierende Geschichte in einer Roman-Biografie
„Die Entdeckung des Lichts“ ist eine Huldigung des Autors Ralf Bönt an den Chemiker und Physiker Michael Faraday, der als erster den Zusammenhang von Magnetismus und Elektrizität entdeckte und den Dynamo erfand. Was neben der wissenschaftlichen Genialität, die ihn in eine Reihe mit Einstein stellt, so erstaunlich an diesem 1791 geborenen Mann war, ist seine Herkunft und sein Werdegang: Er stammte aus einfachsten Verhältnissen, war Buchbinderlehrling, entdeckte seine Liebe zur Naturwissenschaft, schlich sich in Vorlesungen, wurde Laborhelfer der Londoner Royal Institution und damit „oberster Flaschenspüler der großen Forscher“, wie es im Klappentext heißt. Wie er der „große“ Faraday wurde und entdeckte, dass aus Bewegung Strom und aus Strom Bewegung wird, schildert Bönt in seinem Biografie-Roman spannend und für den interessierten Laien auch verständlich. Der Forscher war unersättlich in seiner Wissbegierde und nahm dafür auch in Kauf, seine Gesundheit zu ruinieren. Bei einem chemischen Versuch vergiftete er sich mit Quecksilber, wurde aber trotz langem Siechtums 76 Jahre alt. Einstein habe, wo immer er arbeitete, ein Bildnis von Faraday über seinem Schreibtisch hängen gehabt, heißt es.
China-Kenner Sendker stellt gefühlvollen Öko-Thriller vor
Mit seinem emotionalen und verständnisvollen China-Roman „Drachenspiele“ will Jan-Philipp Sendker die Begeisterung und das Interesse seiner Leser am Reich der Mitte wecken. Paul, der Held seines Öko- und Politthrillers, muss sich von seinem Traum verabschieden, mit seiner Liebe auf einer Insel vor Hongkong zusammenzuleben. Vielmehr zieht es Christine gemeinsam mit ihm aufs Land, denn Christines während der Kulturrevolution verschollener Bruder Da Long hat dringend um Hilfe gebeten. In Da Longs Dorf erkranken und sterben Menschen und Tiere auf rätselhafte Weise. Bei seinen Recherchen kommt der ehemalige Journalist Paul einem von höchster Stelle gedeckten Giftmüllskandal auf die Spur. Das Land kommt ihm immer fremder vor, er bringt sich zunehmend in Gefahr. Sendker geht großen Themen nicht aus dem Weg: Die Frage nach dem Sinn des Lebens behandelt er in „Drachenspiele“ ebenso wie die Bedeutung von tiefer Liebe und den Stellenwert von Religion. Den Spannungsbogen hält er durch überraschende Wendungen bis zum Schluss.
Köstliches Krimivergnügen: Böcklers Mord mit drei Sternen
Wer Krimis und Kulinarisches mag, dürfte sich beim ehemaligen Kriminalpsychologen Hippolyt Hermanus, genannt Hipp, gut aufgehoben fühlen: Nach Fällen wie „Sterben wie Gott in Frankreich“ (2003) und „Tödlicher Tartufo“ (2007) schickt Autor Michael Böckler seinen genussfreudigen, in der Toskana lebenden Ermittler in „Mord mit drei Sternen“ in die Welt der deutschen Spitzengastronomie, der führenden Winzer und Restaurantkritiker. Mit seinem italienischen Freund Matteo soll Hipp eigentlich einen elitären Führer für ausländische Deutschlandreisende verfassen. Doch dann kommt manches ganz anders: In der Szene häufen sich die Morde, so wird ein Gastrojournalist mit der Bratpfanne erschlagen aufgefunden. Der Ermittler, der auch sonst nichts anbrennen lässt, bekommt also reichlich zu tun. Der Clou: Immer wieder wartet Verfasser Böckler (60) mit Menüfolgen und Weinen auf, die dem Leser den Mund wässerig machen. Es folgt ein ausführlicher Anhang mit Restaurant- und Winzeradressen sowie Rezepten deutscher Top-Köche
Literaturangaben:
DEMILLE, NELSON: Das Vermächtnis. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2009. 864 S., 24 €.
XIAOLONG, QUI: Das Tor zur Roten Gasse. dtv Verlag, München 2009. , 220 S., 9,95 €.
BÖNT, RALF: Die Entdeckung des Lichts. DuMont Buchverlag, Köln, 352 S., 19,95 €.
SENDKER, JAN-PHILIPP: Drachenspiele. Blessing Verlag, München 2009. 432 S., 19,95 €.
BÖCKLER, MICHAEL: Mord mit drei Sternen. Droemer- Verlag, München 2009. 460 S., 19,95 €.
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