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Kritik an Kinder- und Jugendliteratur

Historiker warnen vor Klischees und gefährlichen Vorurteilen

© Die Berliner Literaturkritik, 21.02.11

Von Britta Schultejans

MÜNCHEN (BLK) - Die Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland ist nach Experten-Einschätzung voll von Klischees und gefährlichen Vorurteilen. „Die gute Absicht verkehrt sich oftmals ins Gegenteil“, sagte der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in München. Der Historiker wird am Dienstag (22.2.) in der Internationalen Jugendbuchbibliothek in München einen Vortrag zu dem Thema halten. Benz leitet seit 1990 das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der Technischen Universität Berlin und hat im vergangenen Jahr das Buch „Vorurteile in der Kinder- und Jugendliteratur“ herausgegeben.

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Die Autoren des Buches stießen in ihren Forschungen auf Vorurteile gegen Minderheiten oder Fremde, gegen Juden, Sinti und Roma und entdeckten in Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ gar „Kolonialrassismus und weiße Dominanz“. Kinderheldin Pippi sagt zum Beispiel, „dass es im Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag“. Im „Taka-Tuka-Land“ ist Pippis Vater als Weißer automatisch König.

„Auch bei Karl May gibt es ein solches Problem“, betont Benz. „Die meisten ‚Orientalen’ werden als entweder etwas dümmer als die Abendländer oder als schlau und böse dargestellt. Das hat dann das Islambild von Generationen geprägt.“ Ein Zitat als Beispiel: „Wo irgendeine Heimtücke, eine Verräterei geplant wird, da ist sicher die Habichtnase eines Armeniers im Spiel.“ Benz rät Eltern, sich für die Lektüre ihrer Kinder zu interessieren und mit ihnen darüber zu reden.

Besonders kritisch beurteilt Benz Schullektüren. Bücher wie „Damals war es Friedrich“ seien oftmals völlig unreflektiert im Unterricht eingesetzt worden, obwohl sie Vorurteile transportierten - wenn auch wahrscheinlich ohne böse Absicht.

Ein erfreuliches Ergebnis habe das von ihm herausgegebene Buch aber auch ans Licht gebracht, sagt Benz: „Lesben und Schwule kommen in der Kinder- und Jugendliteratur ganz selbstverständlich vor. Allerdings sind in diesen Fällen die Autoren oft selbst homosexuell.“


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