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Krönungen, Kniefälle, Küsse

Das Sachbuch „Spektakel der Macht“

© Die Berliner Literaturkritik, 10.10.08

 

DARMSTADT (BLK) – Das Sachbuch „Spektakel der Macht“ von Barbara Stollberg-Rillinger u.a. ist im September 2008 bei WBG erschienen.

Klappentext: Krönungen und Kniefälle, Prozessionen, Sitzordnungen und Handschläge– Rituale und symbolische Handlungen sind selbstverständliche Ereignisse in unserem politischen und gesellschaftlichen Leben. Ob heute ein Staatspräsident vereidigt oder ein Papst gewählt wird, ob ein Frieden geschlossen, ein Parteitag eröffnet oder ein Jubiläum gefeiert wird– Rituale der Macht sind allgegenwärtig und über die Medien täglich präsent.
Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution hatten sie eine noch ungleich größere Bedeutung für die Gesellschaft als heute. „Spectacula“ waren sie, weil sie wie auf einer Bühne vor Zuschauern aufgeführt wurden und aus dem alltäglichen Handeln feierlich herausgehoben waren. Sie machten jemanden zum König, zum Bischof, zum Bürgermeister oder Doktor; sie stifteten ein Bündnis, einen Frieden. Indem Rituale den Status einzelner Individuen veränderten, bekräftigten sie umgekehrt zugleich die Beständigkeit der gesellschaftlichen Ordnung.
Der opulent ausgestattete Band visualisiert 1.000 Jahre europäischer Ritualgeschichte in einführenden, prägnant verfassten Essays namhafter Autoren und reich bebilderten Katalogbeiträgen. Rund 250 hochrangige Kunstwerke internationaler Sammlungen, wie aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, dem Victoria & Albert Museum in London oder der Bayerischen Staatsbibliothek in München, sind erstmalig unter dieser Fragestellung versammelt.

Gerd Althoff, geb. 1943, ist Professor für Mittelalterliche Geschichte in Münster. Zahlreiche Publikationen erschienen von ihm bei der WBG, u.a.: Heinrich IV. (Biographie, 2006); Die Macht der Rituale (2003); Inszenierte Herrschaft (2003); Spielregeln der Politik im Mittelalter (1997).

Jutta Götzmann, geb. 1965, ist promovierte Kunsthistorikerin und langjährige Kuratorin kunst- und kulturgeschichtlicher Ausstellungen, zuletzt der 29. Europaratsausstellung zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation am DHM in Berlin (2006). Als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin der Ausstellung „Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800 – 1800“ ist sie derzeit an der Universität Münster beschäftigt.

Barbara Stollberg-Rilinger, geb. 1955, ist Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit in Münster, Sprecherin des Münsteraner Sonderforschungsbereichs 496 und Trägerin des Leibniz-Preises. Publikationen u.a.: Europa im Jahrhundert der Aufklärung (2000); Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (2006); zum Thema der Ausstellung: Des Kaisers alte Kleider (2008).

Matthias Puhle, geb. 1955, ist leitender Direktor der Magdeburger Museen, Honorar-Professor für Stadtgeschichte und Geschichtskultur an der Universität Magdeburg und Buchautor. In seiner Verantwortung stand die 27. Europaratsausstellung zu Otto dem Großen (2001) und die mittelalterliche Reichsgeschichte der 29. Europaratsausstellung (2006). (mir/dan)

Leseprobe:

©WBG©

„‘Unter den Talaren – Muff von tausend Jahren’. Dieser Slogan der 68er Bewegung, der auf die unaufgearbeitete NS-Vergangenheit der deutschen Hochschulen zielte, ist heute selbst zu einer Art Gedächtnisort geworden. Er stellte gleichzeitig auch eine Kritik an den verkrusteten Strukturen der Ordinarienuniversität dar, deren sinnfälligen Ausdruck man im akademischen Zeremoniell sah, das Ende der 1960er Jahre an vielen deutschen Hochschulen abgeschafft wurde. Doch um welche, wenn nicht tausend Jahre, so doch immerhin viele Jahrhunderte alten Zeremonien und Rituale handelte es sich eigentlich? Um dies zu verstehen, ist ein Rückblick auf die Ritualgeschichte der europäischen Universitäten nützlich. Die vormoderne Universität stellte seit ihrer mittelalterlichen Gründungszeit einen privilegierten Personenverband dar, der durch seine besonderen Vorrechte, wie etwa eine eigene Gerichtsbarkeit, eigene Kleidungsvorschriften oder bestimmte ökonomische Sonderregelungen eine herausgehobene Stellung innerhalb der ständischen Gesellschaft einnahm. Als Institution, die sich noch weniger durch eine steingewordene Existenz in Form von Gebäuden auszeichnete als vielmehr durch die Zugehörigkeit zu einer ständisch-korporativen Sozialformation, war die Universität sowohl auf eine besondere zeremonielle Sichtbarkeit wie auch auf ein striktes Regelwerk hinsichtlich ihrer Zugehörigkeitsbedingungen und Vorrechte angewiesen.“ (aus: Akademische Rituale)

©WBG©

Literaturangaben:
STOLLBERG-RILLINGER, BARBARA (Hg.): Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800 – 1800. WBG, Darmstadt 2008. 256 S. mit 211 Abb., 29,90 €.

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