OSTFILDERN (BLK) – Der Hatje Cantz Verlag veröffnete Ulf Küsters Werk „Alberto Giacomettis: Raum, Figur, Zeit“ am 6. Juni 2009.
Klappentext: Alberto Giacometti (1901-1966), Sohn des Schweizer Malers Giovanni Giacometti, geboren und aufgewachsen im Bergell, lebte nach Studien in Genf und Rom seit 1922 meist in Paris. In den 1930er-Jahren machte er zunächst Furore im Kreis der Surrealisten und war als Designer für Lampen und Vasen tätig. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte er sein berühmtes Spätwerk, überschlanke Bronzefiguren, die wie Zeichen für die menschliche Existenz wirken. Immer wieder aufs Neue versuchte er, ständig von größter Selbstkritik geleitet, äußere Erscheinung und inneres Wesen des Menschen in seiner Beziehung zu ihm als Plastiker, Maler und Zeichner zu ergründen. Die Idee, Raum und Zeit seien eins, war dabei zentral: Dargestellte Bewegung, aber auch die Bewegung des Betrachters, ist ebenso an den Zeitraum gebunden, in dem sie geschieht, wie auch an den Raum, den sie durchmisst. Der Band aus der Reihe Kunst zum Lesen ist eine kompetente Einführung in Leben und Werk des bedeutenden und zugleich rätselhaften Künstlers, der unser Verständnis von Skulptur im Raum entscheidend neu beeinflusst hat. (olb/ros)
Leseprobe:
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Alberto Giacomettis langjähriger Freund Ernst Scheidegger, Fotograf und Verleger, hatte gewarnt: Auch im Hochsommer sei bei der Überquerung des Julierpasses mit Schnee zu rechnen. Wenn man von der Nordschweiz kommend ins Bergell will, in die Heimat der Giacomettis, muss man diese Route wählen und den Riegel überqueren, den das Hochplateau mit dem Silsersee von der übrigen Welt zu trennen scheint. Scheidegger hatte Recht: Auf dem Julier heulte ein Blizzard mit Regen und Schnee. Hinunter in Richtung Maloja, in engen Kehren in die Abgeschiedenheit des Bergells und nach Stampa. Nach sturmumtoster Nacht in Stampa, als ob Luftmassen von den Bergen ins Tal donnerten, am Morgen dann Frische und Klarheit: strahlender Sonnenschein und majestätisch hohe Gipfel ringsum. Auf der Suche nach Erinnerungen an Alberto Giacometti (1901–1966) stößt man zunächst auf das durch eine Gedenktafel gekennzeichnete Geburtshaus des Malers Augusto Giacometti, eines ent fernten Onkels von Alberto. Das Geburtshaus von Albertos Vater Giovanni Giacometti, auch er ein berühmter Maler, ist das ebenfalls durch eine Gedenktafel geschmückte ehemalige Gasthaus Piz Duan an der Brücke über die Maira, einem je nach Jahreszeit mal mehr, mal weniger reißenden Bergbach, der an Stampa vorbei die Straße von Maloja entlang Richtung Italien fl ießt. Schräg gegenüber, ganz ohne Gedenktafel, aber von den Fotografi en Ernst Scheideggers wohl bekannt, direkt an der Hauptstraße liegend, dann das 1906 bezogene Wohnhaus der Familie Giovannis mit dem zum Atelier umgebauten Stallgebäude, das von Vater und Sohn benutzt wurde. Hier also wuchs Alberto auf, hier arbeiteten sein Vater und er, und hierher kehrte Alberto bis zu seinem Tod immer wieder aus der Weltstadt Paris zurück.
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Literaturangabe:
Küster, Ulf: Alberto Giacometti: Raum, Figur, Zeit. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2009. 95 S., 19,80 €.
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