WIEN (BLK) – Die nach dem Tod des Rechtspopulisten Jörg Haider häufig gefallene Bezeichnung „Lebensmensch“ ist in Österreich zum Wort des Jahres 2008 gekürt worden. In einer ersten Reaktion nach dem Unfalltod des 58-jährigen hatte sein Parteikollege und enger Vertrauter Stefan Petzner unter Tränen gesagt: „Er war mein Lebensmensch.“ Die Bedeutungsambivalenz und der hohe emotionale Wert mache dies zum Ausspruch des Jahres, begründete die Jury aus Linguisten der Universität Graz die Entscheidung.
Die Bezeichnung „Lebensmensch“ für eine Person bedeutet normalerweise eine sehr enge und prägende Freundschaft. Die Petzner-Aussage ist aber von vielen Österreichern als mögliches Bekenntnis zu Intimerem gewertet worden.
Unwort 2008 im Alpenland wurde „Gewinnwarnung“ für seine starke Verschleierung von wahren Sachverhalten: Entgegen der sprachlichen Logik warnt das Wort nicht vor Gewinnen, sondern vor Verlusten. Das im Wahlkampf von den Rechtspopulisten genutzte Wort „Heimatpartei“ schaffte es auf Platz zwei, gefolgt von „Kulturdelikt“. Damit bezeichnete Innenministerin Maria Fekter Verbrechen von Menschen ausländischer Herkunft.
Der Spruch des Jahres 2008 fiel in Österreich während der Fußball-Europameisterschaft. „Wir haben nur unsere Stärken trainiert, deswegen war das Training heute nach 15 Minuten abgeschlossen“, kommentierte der österreichische Teamchef Josef Hickersberger seine glücklose Fußballtruppe.
In dem Wettbewerb konnten alle Österreicher Wörter und Unwörter vorschlagen, die im vergangenen Jahr von besonderer Bedeutung für Österreich waren. Die Jury wählte daraus einige aus, die sie ins Internet zur öffentlichen Abstimmung stellte. (dpa/mir)