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Leipzig zeigt: Das Buch lebt

14 Prozent mehr Besucher auf der Buchmesse

© Die Berliner Literaturkritik, 16.03.09

 

LEIPZIG (BLK) – Menschenmassen drängten sich von früh bis spät an den Verlagsständen und Lesebühnen: Die Leipziger Buchmesse hat in diesem Jahr 14 Prozent mehr Literaturfans angezogen als 2008. Buchmesse-Direktor Oliver Zille rechnete am Mittag des letzten Messetags mit insgesamt 147.000 Besuchern. „Ich bin mit dem Messejahr 2009 außerordentlich zufrieden“, sagte der Chef der viertägigen Frühjahrsschau der Bücher am Sonntag der dpa. „Die Aussteller haben uns gute und sehr gute Noten gegeben und das Publikum hat mit den Füßen abgestimmt, dass die Messe an Attraktivität weiter zugenommen hat.“ Knapp ein Drittel der Besucher waren Fachbesucher. 92 Prozent der Aussteller haben einer Messesprecherin zufolge schon jetzt angekündigt, am 18.-21. März 2010 wiederzukommen.

Ob in den Messehallen oder an den 300 Lese-Orten der Stadt: Die aus nah und fern angereisten Autoren und ihre Bücher wirkten tags und nachts wie Magneten. Jungstars wie Daniel Kehlmann, Sarah Kuttner und Benjamin Lebert oder alte Hasen wie Wolf Biermann, Günter Grass und Hera Lind hatten auf dem riesigen Literaturfest treue Zuhörer. Wer zu spät zu den Ständen und Lesesofas kam, konnten kaum noch einen Blick auf die begehrten Autoren werfen und mussten sich mit den riesigen Bildschirmen zufriedengeben, auf denen glücklicherweise die Lesungen und Gespräche übertragen wurden. In den Hallen war der Ansturm – insbesondere am Samstag – oft so groß, dass es kaum mehr ein Durchkommen gab und starke Nerven vonnöten waren.

An den rund 2000 Verlagsständen blätterten Tausende in den Neuerscheinungen des Frühjahrs und die Verlage zogen eine positive Bilanz. „Wir spüren hier nichts von der Krise“, berichtet Doris Giesemann vom Münchner Sachbuchverlag Dorling Kindersley. Die Begeisterung für Bücher sei ungebrochen. Auch der Verleger von Hoffmann und Campe (Hamburg), Günter Berg, wertete die Messe als vollen Erfolg: „Sie sehen doch das Gedränge: Die Menschen kommen zur Messe und sie wollen lesen und vor allem Gutes lesen.“ Insbesondere für die großen Verlage lohnt sich der durchaus kostspielige Messeauftritt. „Das ist eine ungeheure Imagepflege für uns“, sagt der Vertriebsleiter des Berliner Aufbau Verlags, Andreas Krauß.

Einen besonders umjubelten Messe-Star – wie im vergangenen Jahr Buchmessepreisträger Clemens Meyer – gab es diesmal nicht. Beim Preis der Leipziger Buchmesse setzten sich 2009 mit Sibylle Lewitscharoff, Herfried Münkler und Eike Schönfeld einem breiten Publikum nicht allzu bekannte Autoren durch. Der ebenfalls nominierte Jungstar Daniel Kehlmann ging hingegen leer aus und erschien erst gar nicht zur Preisverleihung. Dem Messepublikum war das egal: Zum Autorengespräch mit dem 34-Jährigen zwei Tage später drängten sich dann die Besucher – und sein neuer Roman „Ruhm“ wurde zum „Messe-Bestseller“. Einen Tag zuvor hatte Lewitscharoffs Sieger-Roman „Apostoloff“ die Liste noch angeführt.

Auch ein wenig Wahlkampf bot die Bücherschau im Jahr der Bundestagswahl. Die SPD rückte mit ihrer halben Führungsriege an, allen voran Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, der sein Buch „Mein Deutschland. Wofür ich stehe“ präsentierte und dabei einräumte: „Das Schreiben eines Buches ist für jemanden, der es nur nebenbei machen kann, kein leichter Vorgang.“ Auch SPD-Chef Franz Müntefering, Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Ex-Verteidigungsminister Peter Struck ließen sich publikumswirksam in den Hallen blicken.

Nicht alle Besucher kamen wegen der Literatur auf die Messe. Für hunderte Jugendliche ist die Schau zu einem Ort der Selbstdarstellung geworden: Sie kommen alljährlich in aufwendigen und mitunter wenig vorteilhaften Kostümen – von Kopf bis Fuß als Manga-Figur durchgestylt. Sie posieren auf Treppen und in Gängen und sitzen am Nachmittag stets erschöpft gruppenweise auf dem Boden herum. Kostüme und Make-up sind da meist längst verrutscht. Von Sophia-Caroline Kosel und Britta Schmeis

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