Von Sophia-Caroline Kosel
LEIPZIG (BLK) - 67.000 Quadratmeter Fläche, 2.150 Aussteller, 1.500 Autoren. Diese Zahlen stehen für die Leipziger Buchmesse 2011. Sie liegen über denen vom vergangenen Jahr. Doch der Erfolg der Schau hängt vor allem von jenen ab, die vom 17. bis zum 20. März schmökern, lauschen und lesen dürfen. Die Besucher können diesmal einen Blick auf Literatur aus Serbien und Island werfen und Schriftsteller kennenlernen, die dort Stars sind und hier völlig unbekannt. Die deutschen Verlage schicken wieder hunderte Neuerscheinungen ins Rennen. Die Autoren buhlen auf der Messe um zahlreiche mehr oder weniger bedeutsame Preise. „Als großes Festival der Leser und Autoren ist die Leipziger Buchmesse aus dem Kalender der Verleger und Buchhändler nicht mehr wegzudenken“, sagt der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder.
Rund 80.000 neue Titel erscheinen in Deutschland jährlich. „Wir können natürlich nicht den gesamten Buchmarkt in all seinen Facetten abbilden“, sagt Buchmesse-Direktor Oliver Zille. Daher hat sich die jährliche deutsche Frühjahrs-Bücherschau auf die Bereiche Belletristik, Sachbuch sowie Kinder- und Jugendbuch konzentriert. Von der Frankfurter Buchmesse unterscheidet sie sich auch durch einen stärkeren Blick gen Osteuropa.
„Wir haben dieses Jahr das größte literarische Balkan-Programm, das es je in Westeuropa gegeben hat“, sagt Zille. Seit einigen Jahren stellt sich in Leipzig jeweils ein Balkan-Staat vor. Diesmal präsentieren am serbischen Messestand rund 60 Autoren ihre jüngsten Werke, 30 davon erscheinen erstmals auf Deutsch. Vertreten sind namhafte Schriftsteller wie Bora Cosic, David Albahari oder Laszlo Végel. Aber auch die anderen Balkan-Staaten sind präsent: Insgesamt wollen 120 Autoren aus Südosteuropa bei mehr als 100 Veranstaltungen den deutschen Lesern ihre Bücher schmackhaft machen.
Eine Tradition der Leipziger Schau ist auch, dass das Ehrengast-Land der Frankfurter Buchmesse sich vorstellt. „Diesmal kommt Island mit einem großen Auftritt nach Leipzig - im Kontext mit der Präsentation der nordischen Länder, die es bei uns seit Jahren gibt“, sagt Zille. Das kleine Land gilt als große Literaturnation mit einem der produktivsten Buchmärkte der Welt.
Nicht nur die Messehallen vor den Toren Leipzigs werden vier Tage und Nächte lang zur großen Literatur-Bühne, auch die Stadt selbst. Bei Europas größtem Lesefest „Leipzig liest“ werden 1.500 Autoren an mehr als 300 Orten erwartet. Dabei sind viele bekannte „echte“ Schriftsteller wie Klaus Baumgart („Lauras Stern“), Paul Maar („Sams“) und Ingo Schulze, aber auch schreibende Promi-Köche, Politiker, Schauspieler und Musiker. Die beiden deutschen Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Herta Müller reisen diesmal nicht nach Leipzig; dafür die aktuellen „Spiegel“-Bestsellerlisten-Führenden Walter Kohl und Simon Beckett.
Die Autoren buhlen nicht nur um Leser, sondern auch um Preise. Zur Messe-Eröffnung im Gewandhaus wird der mit 15.000 € dotierte Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung verliehen. Diesmal kann sich der österreichische Schriftsteller Martin Pollack („Kaiser von Amerika“) darauf freuen. Ebenfalls 15.000 € winken beim Preis der Leipziger Buchmesse - jeweils in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung. Es gibt je fünf Nominierte, am ersten Messetag entscheidet sich, wer das Rennen macht. Preise gibt es aber etwa auch für die beste Jugendliteratur, den beliebtesten Krimi oder die „Schönsten Bücher der Welt“.
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35 Länder werben in Leipzig für ihre Literatur. Europa ist am stärksten vertreten. Island und der Balkan präsentieren sich besonders umfangreich. Eine weite Anreise haben etwa Autoren aus Hongkong, Japan, Paraguay und Saudi-Arabien. Ein Blick in die lange Autorenliste:
- Albanien: Mit kurzen Texten stellen sich junge albanische Autoren erstmals in Deutschland vor. Unter ihnen: Ledia Dushi, die Gedichte im gegischen Dialekt schreibt.
- Finnland: Die Poetin Inger-Mari Aikio-Arianaick hält mit ihren Texten die samische Kultur in ihrer Heimat Finnisch-Lappland am Leben.
- Frankreich: Nicht nur Buchautoren sind auf der Messe zu Gast, auch Zeichner. Der französische Zeichner Achdé ist der Schöpfer von Lucky Luke.
- Island: Sjón ist Autor und Künstler, der Texte für die bekannteste Sängerin seines Landes - Björk - geschrieben hat. Er stellt seinen Roman „Das Gleißen der Nacht“ vor.
- Kroatien: Der kroatische Journalist und Autor Edo Popovic berichtete über den Krieg auf dem Balkan. In Leipzig gewährt er aber Einblicke in sein Hobby: das Bergwandern.
- Norwegen: Der norwegische Operntenor, Schauspieler und Komponist Øystein Wiik hat einen Krimi geschrieben, in dem die Oper „Tosca“ für einen Star-Tenor tödlich endet.
- Serbien: Marko Vidojkovic war Sänger der Punk-Band „On the Run“ und porträtiert nun literarisch die hoffnungslose Jugend Belgrads; in einer Sprache, die dem Gossen-Slang ähnelt.
- Schweiz: Die Schweiz ist mit der Schriftstellerin und Musikerin Melinda Nadj Abonji vertreten, die für ihren Roman „Tauben fliegen auf“ den Deutschen Buchpreis bekam.
- Tschechische Republik: Der tschechische Autor und Lyriker Jaroslav Pizl untermalt seine Lesungen mit Lauten und Gesten.
- Weißrussland: Der Schriftsteller Alhierd Bacharevic stammt aus Minsk. Seine Werke sind in Weißrussland verboten, daher lebt er im Exil.
Weblink: Leipziger Buchmesse